Embedded (74)

Super. In Saudi-Arabien findet gerade ein G20-Gipfel statt. Ohne, dass dieses Treffen dreistellige Millionenbeträge verschlingt. Künftig können alle Gx-Gipfel virtuell stattfinden.

Yo, findet virtuell statt und stört daher ausnahmsweise niemanden... Foto: S A L E M / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Tag 74. Ausgangssperre. Und das sind jetzt mal schöne Bilder. Ein G20-Gipfel, der praktisch nichts kostet, bei dem keine Armeen zur Absicherung mobilisiert werden müssen, da er, wie fast alle Meetings zurzeit, als Videokonferenz stattfindet. Geht doch. Das werden wir uns für alle künftigen Gx-Gipfel merken, denn in den letzten Jahren kosteten diese eitlen Politik-Shows dreistellige Millionenbeträge, die in keinem Verhältnis zu etwaigen Ergebnissen standen.

Erinnert man sich an die Zustände rund um den letzten G8-Gipfel in Biarritz, als ganz Südwest-Frankreich eine Woche lang im Ausnahmezustand war, neue Infrastrukturen gebaut werden mussten und es, wie bei jedem dieser Gipfel, zu massiven Protesten kam, dann kann man sich nur freuen, dass auch die Mächtigen der Welt eine deutlich kostengünstigere Lösung für ihre Treffen gefunden haben – es lebe die Videokonferenz. Keine Straßenschlachten mehr, keine Ausnahmezustände mehr an den Veranstaltungsorten, alles per Bildschirm und Headset. Die Politik kommt im 21. Jahrhundert an.

In der aktuellen Multi-Krise wäre es auch nicht vermittelbar gewesen, hätte man erneut enorm viel Geld für so ein Treffen ausgegeben. Zumal, seien wir ehrlich, diese Gx-Gipfel als Format ausgedient haben. Bleiben wir beim Beispiel Biarritz – sämtliche stolz in die Welt posaunten „Ergebnisse“ wurden innerhalb von 24 Stunden nach dem Ende des Gipfels wieder einkassiert. Oder anders gesagt: Der G8-Gipfel von Biarritz war ein Flopp, genau wie die Gx-Gipfel zuvor.

Es wäre zwar schön, könnten die aktuellen Krisen auf Weltebene gelöst werden, doch das ist illusorisch. Wir schaffen es ja noch nicht einmal im föderalen Deutschland, eine gemeinsame Corona-Regelung für alle Bundesländer zu treffen, oder gar einen europäischen Lösungsansatz zu definieren. Da ist der Traum von weltweiten Absprachen dann leider doch so etwas wie ein frommer Wunsch. Dass dieser fromme Wunsch auch kostengünstig organisiert werden kann, ist eine gute Nachricht. Denn solche ergebnislosen Gipfel zur Selbstdarstellung der Regierungschefs für Millionenbeträge zu organisieren, das kann kein tragfähiges Format für die Zukunft sein.

Ansonsten bereiten wir uns gerade auf eine spannende Woche vor. Die Bundesregierung, aber auch der französische Präsident Macron werden in dieser Woche ihren Ländern mitteilen, wie es nun im Dezember weitergehen soll. Die Prognosen schwanken zwischen einer Verschärfung der Corona-Maßnahmen und einer teilweisen Lockerung, um dem Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft zu ermöglichen. Näheres werden wir Mitte der Woche erfahren und man darf gespannt sein, was als Nächstes kommt. Die Stimmung geht auf jeden Fall täglich ein wenig weiter in den Keller. Ausgangssperre. Tag 74. Langsam fürchten wir, dass diese Serie dreistellig wird…

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