Embedded (79)

Wir sind in den „Black Friday“-Wochen angekommen. Wenn es um Schnäppchen geht, kennen wir weder Pandemie noch Wirtschaftskrise…

Aus dem Black Friday werden nun die "Black Friday"-Wochen... es lebe die Schnäppchenjagd! Foto: Donald Trung Quoc Don / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Tag 79. Ausgangssperre. Die Welt brennt, die Pandemie grassiert, im Mittelmeer ertrinken Flüchtlinge, Korruption und Unterdrückung kennzeichnen die Politik im Jahr 2020. Weltweit. Das ist schlimm, doch vergessen wir das mal alles ganz schnell, denn jetzt starten die „Black Friday“-Wochen. „Black Friday“-Wochen? Sollte das nicht ursprünglich nur ein einziger Schnäppchentag sein?

Gute Nachricht für Schnäppchenjäger – damit alle etwas von diesem seltsamen Tag haben, wurde er in Frankreich vom heutigen Freitag auf den nächsten Freitag verlegt und findet folglich offiziell am 4. Dezember statt. Aber viele Geschäfte nutzen die Gelegenheit und organisieren ganze „Black Friday“-Wochen, um ihre Lager zu räumen und vor allem, um nach der langen „Lockdown“-Durststrecke wenigstens ein wenig Umsatz zu machen.

Und wir? Wir jubeln! Und bestellen, was das Zeug hält. Hey, Amazon und Ebay haben jede Menge „Black Friday“-Angebote! Rabatte von 30 bis 70 %! Schnäppchen, die man sich nicht entgehen lassen darf! Also, ran an den Computer und dann die Kreditkarte glühen lassen! Es lebe der grenzenlose Konsum! Schnäppchen, Schnäppchen über alles!

Nach Wochen des Klagens, dass der Einzelhandel nicht öffnen kann, nach Monaten der Kritik an den großen Internet-Plattformen , die durch ihre Preise die Konkurrenz ersticken, werfen wir alle Bedenken gegenüber dem Wild West-Kapitalismus von Amazon & Co. über Bord und bestellen, was das Zeug hält. Klar könnten wir auch Schnäppchen in den Geschäften in der Innenstadt machen, aber zuhause auf dem Sofa ist es eben doch bequemer, bei Amazon zu bestellen…

Die langen Monate der „Lockdowns“ haben nicht viel verändert. Gaben sich einige noch der süßen Illusion hin, die Menschen würden sich auf „wahre Werte“ besinnen und künftig nicht mehr am verrückten Rennen um das Goldene Kalb des Konsums teilnehmen, stehen wir heute vor einer einfachen Feststellung. Nichts hat sich verändert, außer, dass die Menschen traumatisiert und immer aggressiver sind und um die „wahren Werte“ kümmern wir uns dann eben später. Erstmal werden Schnäppchen gemacht. Wir sind und bleiben eben doch Kinder der Konsumgesellschaft…

Und da morgen, am Samstag, der „Lockdown“ in Frankreich stark gelockert wird, endet damit auch der zweite Teil dieser Serie. Aber keine Sorge, pünktlich zum nächsten „Lockdown“ im Januar sind wir dann wieder da und machen an der Stelle weiter, wo wir heute aufhören. Ausgangssperre. Tag 79. Der Titel der nächsten Ausgabe dieser Serie im Januar steht auch schon fest: Embedded (80)… Bis dahin, passen Sie auf sich auf!

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