Embedded (82) – Schön seltsam…
Die Stadt Straßburg klappt um 19 Uhr die Bürgersteige hoch und es stellt sich eine Atmosphäre ein, die man nur aus Schwarz-Weiß-Filmen kennt. Schön seltsam…
(KL) – Seit über einem Jahr erleben wir die seltsamsten Dinge. Wir tragen Masken, sobald wir das Haus verlassen, wir beeilen uns, rechtzeitig zur Ausgangssperre daheim zu sein, wir füllen brav unsere Ausgangsgenehmigungen aus, wir haben uns daran gewöhnt, dass überall Polizisten patrouillieren. Das alles tun wir, um in einer gemeinsamen Anstrengung gegen dieses üble Virus zu agieren. Die Ergebnisse dieses Kampfes gegen das Virus sind, gelinde gesagt, mehr als frustrierend. Aber auch, wenn wir (noch) nicht die richtige Strategie gegen das Virus gefunden haben, hat sich das Leben bereits nachhaltig geändert und viele dieser Änderungen werden uns auf Jahre hinaus begleiten.
Es ist still in der Innenstadt von Straßburg. 22 Uhr. Normalerweise ist der Münsterplatz um diese Tages- und Jahreszeit sehr belebt. Touristen aus aller Herren Länder treffen sich hier, Musiker und Akrobaten ziehen ihre Nummern ab, die Eisdielen rund um das Münster haben Hochkonjunktur. Normalerweise. Aber seit einem Jahr ist alles anders.
Die einzige Bewegung in der Innenstadt sind die rasenden Essens-Auslieferer auf ihren Fahrrädern und mit viereckigen Transportboxen auf dem Rücken, ab und zu torkelt ein Betrunkener einsam durch die Straßen und man fragt sich unwillkürlich, wo sich dieser Mensch einen Rausch hat antrinken können, und mitten in die beunruhigende Stille hinein hört man nicht viel mehr als die Schritte der schweren Stiefel der achtköpfigen Soldaten-Patrouillen.
Und trotz dieser seltsamen Atmosphäre ist die Stadt schön. Wunderschön. So schön, dass man sie gerne teilen würde. Doch das wird noch eine ganze, lange Weile nicht der Fall sein. Noch ist ohnehin alles geschlossen, die Anzahl der Geschäfte, Cafés und Restaurants mit Schildern wie „Endgültige Schließung“ und anderen traurigen Texten steigt täglich. Die Innenstadt verwandelt sich immer mehr in eine wunderschöne Wüste und man fragt sich unwillkürlich, ob die Stadt es schaffen wird, wieder durchzustarten.
Wann werden die Touristen wiederkommen? Wann werden die Menschen wieder genug Vertrauen in die Situation haben, dass Reisen nicht mehr Synonym für „Gefahr“ ist? Wann dürfen die touristischen Einrichtungen wieder öffnen? Und wie schnell werden sie wieder schließen müssen?
Alle diese Fragen finden (noch) keine Antworten. So bleibt nicht viel mehr als ab und zu einen dieser zauberhaften Eindrücke dieser ebenso zauberhaften Stadt mit denjenigen zu teilen, die davon träumen, möglichst bald wieder auf dem Münsterplatz zu sitzen, ein Glas zu trinken und dem lebhaften Treiben der Stadt zuzuschauen…
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