Embedded. Ausgangssperre, Tag 11. Die Tauben vor meinem Fenster.

Tag 11 des Eingesperrtseins. Der ganze Coronavirus-Mist rückt immer näher. Umso erstaunlicher, dass es wieder Stimmen gibt, die das verharmlosen. Und ich schaue den Tauben zu.

Tag 11. Höchstwahrscheinlich wird es am Ende der Ausgangssperre einen neuen Bestseller geben - "Die Taube im Mann". Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Ehrlich, ich mag Tauben nicht. Zum einen werden Tauben das Image nicht los, so etwas wie die Ratten der Lüfte zu sein, dazu sind sie hässlich und es gibt wohl keinen anderen Vogel, der so seltsam ruckartig geht. Fliegen können sie auch nicht richtig elegant, dazu ist ihr Bauch zu dick und daher der Cw-Wert zu schlecht. Kein Vergleich mit einem Falken oder Mauersegler. Es gibt also jede Menge Gründe, Tauben nicht zu mögen. Das Blöde ist nur, dass Tauben in den kommenden Wochen meine einzigen lebendigen Nachbarn sind. Also fange ich sie zu studieren. Gesundheitlich ist nach wie vor alles stabil, alle Symptome sind immer noch vorhanden und meine medizinischen Berater sagen, dass es jetzt noch so drei, vier Tage dauert, bis ich Bescheid weiß. Machen kann ich eh nichts, also studiere ich Tauben.

Während wir Menschen in unseren Käfigen sitzen, machen sich die Tauben draußen einen fröhlichen Lenz. Frei wie die Vögel. Fliegen ‘rum, von hier nach da, setzen sich hin und tun und lassen, was sie wollen. Was Tauben im Frühjahr wollen, ist klar. Sex, Sex und nochmal Sex. Dabei ist interessanterweise der Partner völlig egal, je mehr, je lieber und das gilt für Männchen wie Weibchen. Man düst so durch die Gegend, wenn einem Täuberich eine Taube ins Auge sticht, fliegt er hin und beginnt ohne großes Federlesen mit dem Rumgebalze. Dabei sind die Täuberiche nicht sonderlich einfallsreich, sie ziehen immer den gleichen Tanz ab. Wenn’s der Taube gefällt, dann reagiert sie und dann geht es ohne langes Vorspiel oder Gespräche direkt zur Sache. Wenn der Täuberich der Taube nicht gefällt, dann trippelt und fliegt sie davon. Merke: Wie überall im Tierreich entscheidet einzig und alleine das Weibchen, ob, wo und mit wem es Sex hat. Die Täuberiche stellen sich höflich vor, bekommen häufig eine Abfuhr und das war’s dann. Nach einer Abfuhr fahrt der Täuberich sein aufgeplustertes Gefieder wieder ein, macht ein Päuschen oder fliegt gleich weiter, um nach der nächsten Taube Ausschau zu halten. Niemand ist genervt, es gibt kein Gezicke, es gibt keine Gewalt, keinen Streit, alles easy.

Erstaunliche Viecher, diese Tauben. Die machen sich das Leben echt nicht unnötig schwer. Deswegen will man zwar nicht gleich eine Taube sein, dazu leben die zu kurz und, siehe oben, sind zu hässlich und unbeholfen, aber interessant sind sie trotzdem. Und da direkt vor meinem Fenster eine ganze Kolonie lebt, habe ich nun ein paar Wochen Zeit, um Experte für Taubenfragen zu werden.

Tja, ansonsten rückt der ganze Mist tatsächlich immer näher, die Zahlen steigen und steigen, aber anders als in Deutschland spricht in Frankreich niemand von einer schnellen Rückkehr zur Normalität. Man arrangiert sich. Und hofft, dass der Kelch an einem vorübergeht. Was er ja zum Glück gesundheitlich bei den meisten tun wird. Wie es dann weitergeht, wenn in der Folge die Wirtschaft zusammenbricht, das steht auf einem anderen Blatt. Wer weiß, vielleicht die Gelegenheit, mal was ganz neues auszuprobieren. Denn ehrlich gesagt, wie schlechter als das, was wir gerade haben, kann es eigentlich kaum werden…

Tag 11. Vor uns liegt die Wüste. Hinter uns liegt die Wüste. Und wir sind mitten in der Wüste. Kopf hoch und weiter…

2 Kommentare zu Embedded. Ausgangssperre, Tag 11. Die Tauben vor meinem Fenster.

  1. Danke für den Beitrag zum Thema Taubenschutz. Ich bin schon länger auf der Suche nach weiteren Informationen hierzu.

  2. Ich mag Tauben auch nicht! Insbesondere in den Städten wimmelt es von diesen Tieren. Und sie “verscheissen” alles. Aber es gibt noch viele andere Gründe, Tauben nicht zu mögen.

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