Embedded. Ausgangssperre, Tag 14. Zwei Wochen schon.

Heute vor zwei Wochen begann um 12:00 Uhr mittags in Frankreich die Ausgangssperre. High Noon. Seitdem hat sich vieles geändert. Und wir selber auch.

Hoch die Tassen! Heute beginnt Phase 2 der Ausgangssperre in Frankreich! Foto: Kabir Bakie / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.5

(KL) – Es ist unglaublich, wie sehr zwei Wochen die Welt, aber auch einen selber verändern können. Vor zwei Wochen trat die Ausgangssperre in Frankreich in Kraft und seitdem ist das Leben im Herzen des elsässischen Corona-Clusters nicht mehr das gleiche. Das wird es auch nicht mehr werden, zu viele Dinge sind aus dem Ruder gelaufen. Die sanitäre Katastrophe im Elsass, in Mulhouse, Strasbourg und Colmar hat unglaubliche Ausmaße angenommen und intensiviert sich immer weiter. Wir alle sind hier zum Zuschauen verdammt und auch das ist schwer zu ertragen, ebenso wie die eigenen Krankheit-Symptome, die immer belastender werden.

Die Franzosen sind wütend, enttäuscht, verängstigt, deprimiert und alle diese Seelenzustände sind berechtigt und begründet. Während man in anderen Ländern das Gefühl hat, dass die dortigen Regierungen versuchen, mit der Situation umzugehen, Entscheidungen treffen, die richtig oder falsch sein mögen, merken die Franzosen, dass sie seit Beginn dieser Krise von ihrer Regierung belogen werden. Nun ist es nichts Neues, dass Regierungen lügen, doch in diesem Fall liegt das anders. Denn durch die Verharmlosung und gezielte Falschinformation der Bevölkerung (wie das Märchen, dass man keine Schutzmasken tragen solle, da diese ohnehin nichts bringen) haben sich viele Franzosen in einer wichtigen Phase falsch verhalten und sich einer Infektion ausgesetzt, die hätte vermieden werden können, wenn die Regierung die Wahrheit gesagt hätte. Und das werden die Franzosen dieser Regierung nicht verzeihen.

Die vielen Fernsehansprachen von Regierungsvertretern machen die Situation nicht besser. Macrons choreographierte Ansprachen und Auftritte überzeugen höchstens noch die Jünger seiner LREM, die Konferenzen mit Premierminister Edouard Philippe werden immer peinlicher. Als er am 28. März zusammen mit seinem Gesundheitsminister Olivier Véran stolz verkündete, man habe gerade Millionen Schutzmasken bestellt, dann hören eben viele die eigentliche Nachricht hinter dieser Erklärung und die lautet: „Wir haben wochenlang tatenlos abgewartet, bis es Tausende Tote im Land gibt, bevor wir diese Masken bestellt haben.“ Da sollte sich dann eigentlich niemand wundern, dass die Stimmung im Land im Keller ist.

Das ignoriert die Regierung und kann das auch, denn es demonstriert ja auch niemand gegen diese Reihe von Skandalen. Wie auch, alle sind daheim eingesperrt.

Aber seien wir zum heutigen Jubeltag nicht nur negativ, es gibt auch schöne Dinge aus dem „Confinement“ zu berichten. Die Tiefe des Austauschs zwischen den Menschen, per Telefon oder sozialen Netzwerken, ist echt, authentisch und trotz der Distanz viel näher als zu den normalen, hektischen Zeiten. Die Menschen kommunizieren, unterstützen sich gegenseitig und die Wärme vieler dieser Kontakte ist wunderbar. Alte Freundschaften werden wieder aufgenommen, bestehende vertieft und neue geschlossen. Eigentlich ein Paradox, dass die räumliche Trennung in vielen Momenten zu einer großen Nähe führt.

Und so beginnen wir die zweite Phase der Ausgangssperre, die vermutlich nicht die Letzte sein wird, es sei denn, man erklärt die Katastrophe kurzerhand für beendet, damit die Leute wieder arbeiten gehen und nimmt dafür wie in China zahlreiche Tote in Kauf. In den Zeiten, in denen wir leben, sollten wir auch ungeheuerliche Möglichkeiten nicht ganz ausschließen. Tag 14, es beginnt Akt II. Die Zeichen stehen leider auf Sturm.

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