Embedded. Ausgangssperre, Tag 21. Es ist nicht vorbei.

Hüben und drüben sprechen alle vor allem über ein Thema – das Ende der Beschränkungen und des „Confinement“. Aber das ist ein Fehler. Es ist noch lange nicht vorbei.

Ja, da würde ich jetzt auch gerne sitzen. Aber nach wie vor lautet die Devise - daheim bleiben! Es ist noch lange nicht vorbei! Foto: Katsutoshi Seki / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Tag 21, es ist zäh. Persönlich schwanke ich permanent zwischen einer erneut guten Form und den abendlichen Rückschlägen. Aber es wird langsam peinlich zu jammern, auch, wenn mir diese bisherigen 16 Tage mit meinem ganz persönlichen Virus inzwischen mächtig auf Körper und Gemüt schlagen. Doch angesichts dessen, was denen passiert, die nicht wie ich das „Glück“ haben, zu den 85 % zu zählen, bei denen alles noch im Rahmen verläuft, sollte ich mich besser bedeckt halten. Schlimm, richtig schlimm ist es für die 15 %. Denen sollte unsere Anteilnahme und Unterstützung gelten. Denn – das alles ist noch lange nicht vorbei, im Gegenteil.

Die aktuellen Debatten über das Ende der Maßnahmen, den Wiederanlauf der Wirtschaft, die Perspektive auf ein abendliches Bier im schattigen Biergarten – vergessen Sie’s. Das ist in erster Linie Kommunikation und auch, wenn das „Confinement“ offiziell erst einmal nur bis zum 15. April läuft, so muss jedem klar sein, dass es deutlich länger dauern wird, bis wieder ansatzweise so etwas wie Normalität einkehrt. Dass die Politik und die Wirtschaft momentan laut darüber nachdenken, wann man wieder durchstarten kann, ist verständlich. Die Politik muss aufpassen, dass die Frustration, Angst und Unzufriedenheit nicht in Revolutionen münden, die Wirtschaft macht sich berechtigte Sorgen ums Überleben. Doch das Ende dieser Phase bestimmen weder die Politik, noch die Wirtschaft. Sondern einzig und alleine die Virologen, Ärzte und Wissenschaftler und zwar in Abhängigkeit der weiteren Entwicklung dieses Virus.

Die veröffentlichten Zahlen, die von vielen aufmerksam verfolgt werden, sind verräterisch, so wie dieses Drecksvirus verräterisch ist. Jeder mathematische Parameter wird tapfer gedeutet, wenn zwei Tage lang die Anzahl der Neuinfektionen nicht gegenüber dem Vortag ansteigt, wird das bereits als die Zielgerade der Coronakrise gewertet. Doch leider ist auch das falsch. Zum einen wissen wir, dass die veröffentlichten Zahlen lediglich die klinischen Fälle betreffen, aber keineswegs die Anzahl der Menschen reflektieren, die gerade munter und symptomfrei durch die Gegend laufen und in dem irrigen Glauben, dass sie nichts mit dem Virus zu tun haben, weitere Menschen anstecken. Wir müssen die Nerven behalten und aufhören, in sich bereits falsche Zahlen als Hinweisgeber für den weiteren Verlauf der Krise zu interpretieren.

Verdammt nochmal, ja, auch ich bekomme in meinem „Confinement“ mit, dass Frühling ist, auch ich habe unbändige Lust, an den Kanälen der Ill entlang zu schlendern, einen Kaffee auf einer der schönen Terrassen von Straßburg zu trinken, Freunde zu treffen und diesen ganzen Horror hinter mir zu lassen! Aber es ist zu früh! Das Virus hat noch nicht einmal seinen Höhepunkt erreicht und man suggeriert uns, dass das nun fast vorbei ist. Das ist es aber nicht! Hören Sie auf unseren Star-Photographen Frantisek Zvardon, der aus der Ferne seiner Photo-Expedition rät, sich möglichst positiv in seiner eigenen kleinen Welt einzurichten und dafür seinen Geist reisen zu lassen! Lesen, Diskutieren, Musik hören, sich um die Nachbarn kümmern, das ist jetzt angesagt. Und nicht etwa gebannt vor dem Fernseher zu sitzen, wo auf dem Bildschirm irgendwelche Hinter- oder Vorderbänkler davon schwadronieren, was jetzt medizinisch angesagt sei und wie man die aktuellen Maßnahmen möglichst schnell beenden kann. Tag 21, nein, es ist noch lange nicht vorbei…

1 Kommentar zu Embedded. Ausgangssperre, Tag 21. Es ist nicht vorbei.

  1. Hallo! Wann haben wir die Situation im Griff? Das ist die entscheidende Frage!
    Die Krankenhäuser sind in Deutschland nicht überfordert, aber es sterben noch Menschen am CORONA-Virus , es gibt noch keine Herden-Immunität (erst ab 60-70% Infizierter und Immuner!) und es gibt noch keinen Impfstoff.
    ABER: Unser Leben, unsere Wirtschaft muss weitergehen!
    Zunächst nur mit Hygiene-Regeln, vielleicht auch noch mit Handschuhen und Atem Schutzmasken.
    Aber wir können uns nicht weiter einschließen, aussperren, isolieren und wirtschaftlich Schulden machen!
    Tasten wir uns wieder an UNSER Leben heran!
    Alles Gute!
    Gesundheit!
    Bernhard Wölfle
    Karlsruhe

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste