Embedded. Ausgangssperre, Tag 24. Es gibt auch gute Seiten…

Dass gerade mächtig viel schief läuft, das braucht man eigentlich niemandem zu erzählen. Eine solche Krise zu stemmen erfordert eben auch einiges, was viele der Handelnden nicht haben. Positives gibt es trotzdem.

Das ist es, was uns retten wird, nicht aber eitle und salbungsvolle Reden... Foto: Chabe01 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Tag 24. Während sich die einen inzwischen wie durchgeknallte Vollidioten benehmen und speziell die sozialen Netzwerke nutzen, um ihre Frustration, Angst und Unsicherheit an anderen abzuarbeiten, zeigen andere, dass in ihnen das steckt, wessen sich unsere Region am Oberrhein immer so gerne rühmt – ein praktischer, gelebter Humanismus, auf den ein Erasmus von Rotterdam, ein Beatus Rhenanus oder ein Jacques Sturm stolz gewesen wären. Viele Menschen sind solidarisch, gerade jetzt, unter dieser schwierigen Bedingungen. Und viel Großes passiert im Kleinen.

Das fängt an mit der Aufmerksamkeit und dem Mitgefühl, das heute so viele Menschen an den Tag legen, durch Anrufe, konkrete Hilfen wie Einkäufe oder eben einfach eine Präsenz, die den vielen alleine „Konfinierten“ eine echte Stütze und Hilfe sind. Dann gibt es immer mehr Menschen, die im unmittelbaren Umfeld konkrete Hilfe leisten – Personen, die Mahlzeiten für andere kochen, die bereits heute Schwierigkeiten haben, sich vernünftig zu ernähren – dazu kommen großartige Initiativen wie die „Makers against the Covid-19“, die Masken und Visiere produzieren und an Krankenhäuser und die Polizei verteilen. Vergessen wir auch nicht die vielen Initiativen aus der Wirtschaft, wo sich Unternehmer zusammen schließen, um Atemgeräte, Masken und andere Dinge  zu produzieren, die gerade dringend benötigt werden.

Einzelhändler sammeln Spenden und spenden selber – die Liste der Beispiele könnte endlos weitergeführt werden. Und all diese Helfer und Helferinnen engagieren sich unter ganz schwierigen Bedingungen, da ja so etwas wie öffentliches Leben nicht mehr stattfindet und selbst der Transport von Hilfslieferungen den strengen Einschränkungen unterworfen ist.

Die Karten werden gerade neu gemischt und das Große findet tatsächlich gerade überwiegend im Kleinen statt. All das regt zum Nachdenken an, wobei man natürlich einräumen muss, dass keine Regierung der Welt spontan so eine Pandemie gut managen kann. Nur, in einem Moment einer internationalen Krise ungeheuren Ausmaßes zeigt sich schonungslos der Graben, der heute die „Mächtigen“ vom Volk trennt. Vom Schulterschluss, den die Regierungen von ihren Völkern einfordern, nehmen sie sich selber weitgehend aus, auch wenn es zum Glück Ausnahmen gibt. Wie kann es sein, dass die glaubwürdigste Ansprache an das Volk von einer 93jährigen Königin kommt, die echte Empathie und Größe zeigte, während andere von Krieg schwafeln und die Gelegenheit für eigene Personality Shows nutzen? Wenn wir eines Tages Bilanz ziehen, dann werden viele ihr wahres Gesicht gezeigt haben. Das Erfreuliche dabei ist, dass wir alle bei vielen eine echte Größe erkannt haben werden, während andere, die sich selbst für groß halten, im Vergessen der Geschichte untergehen werden und das ist noch das Beste, was diesen Leuten passieren kann.

Tag 24. Konzentrieren wir uns auf das Positive, das in dieser Krise hell erstrahlt. Merken wir uns diejenigen, die durch kleine und große Gesten dazu beitragen, dass nicht alles auseinanderbricht. Bauen wir neue, positive Netzwerke auf, doch vergessen wir auch nicht, wer in diesen schweren Zeiten nicht auf dem Posten war. Viele glauben, dass wir nach dieser Krise einfach wieder zur Tagesordnung zurückkehren werden. Doch das wird nicht passieren. Danken wir unseren „Helden“, hüten wir uns vor Hass und Gewalt und versuchen wir, nach dieser Krise unsere Welt neu auszurichten, menschlicher, ökologischer, gerechter und vor allem – friedlich! Tag 24, es gibt auch gute Seiten!

 

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