Embedded. Ausgangssperre, Tag 32. Stille Helden.

Zu einem Zeitpunkt, zu dem die Durchquerung des Confinements immer länger wird, zeigen sich auch immer mehr die wahren Helden des Alltags. Und die sind zahlreich und suchen weder Ruhm noch Glanz.

Kleine Helden, stille Helden - sie sind es, die auch schwere Zeiten aushaltbar machen. Foto: GameYan / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Heute war ich das erste Mal in der freien Wildbahn zum Einkaufen. Im großen Supermarkt im Einkaufszentrum Place dess Halles. Alleine die 250 Meter Weg dorthin waren ein Genuss. Es war früh, 8:30 Uhr, die Luft war klar und frisch, die Farben des Frühlings satt und wunderschön. Vor dem Eingang erfuhr ich, dass der Supermarkt erst um 9 Uhr öffnen würde und ich blieb einfach vor der Tür stehen, der Erste in der Reihe und dort stand ich, genoss die  Sonne, die auf mich herab schien und stand dort einfach und wartete eine halbe Stunde. Und dann ging ich einkaufen.

Einkaufen, das ist ja nun nichts Spektakuläres an sich. Ich war erstaunt, dass der Supermarkt gut sortiert war, dass es fast alles bis auf Bananen gab. Ich kaufte ein und auf dem Rückweg fiel mit ein, dass ich durch die halbe Stunde Wartezeit meine Stunde Ausgang um 20 Minuten überschritten hatte. Der Rest meines Heimwegs war wie ein schlechter Film – ich schlich an den Mauern entlang, sah mich permanent um, ob irgendwo Polizeiautos unterwegs sein könnten, und war erleichtert, daheim anzukommen. Ich schlief sofort ein, erschöpft von diesem ersten richtigen Ausflug.

Ich wachte auf, weil mich eine Bekannte anrief. Begeistert. Denn sie ist Lehrerin in einem „Problemviertel“, in einer Klasse ziemlich kleiner Kinder, die 7 und 8 Jahre alt sind, und in vier der Familien ihrer Schülerinnen und Schüler gibt es weder Computer, noch Internet. Was bedeutet, dass das seit Wochen andauernde Tele-Lernen für diese vier Kinder komplett ausgefallen war. Vor wenigen Tagen hatte sie mich bereits angerufen und gefragt, ob ich nicht helfen könnte.

Ich rief darauf hin einen befreundeten Vize-Präsidenten der Eurometropole an, schilderte ihm den Fall und er sagte mir zu, dass er sich darum kümmern würde. Trotz des extremen Drucks im Management der aktuellen Krise, in der dieser Mann Hunderte, wenn nicht Tausende von Dossiers verfolgen muss, hielt er Wort. Das Anliegen der Bekannten wurde im Krisenstab vorgetragen und es wurden blitzartig Computer für sozial schwache Kinder und deren Familien besorgt. Und gestern Mittag rief die Bekannte an, um mir zu sagen, dass die Computer da seien. In Rekordzeit.

Weder die Bekannte, noch der Politiker, noch die ausführende Verwaltung hatten auch nur das geringste Interesse, ihre Namen in einem Artikel zu sehen. Denn diese unerwartete Kooperation zwischen einer Lehrerin, also einem Mitglied der Zivilgesellschaft, dem Engagement eines Politikers und der Reaktivität der Verwaltung, diente einem einzigen Zweck – Kindern aus sozial schwachen Familien die Teilhabe an Erziehung und dem „normalen“ Leben zu ermöglichen.

In dieser ganzen, schwarzen Phase, die wir gerade durchmachen, erheben sich immer mehr Helden des Alltags und genau die sind es, die Hoffnung machen, dass nach dieser sanitären Krise nicht alles explodiert. Tag 32, ein Bravo! für diese Menschen, die sich uneigennützig für andere engagieren. Für die stillen Helden.

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