Embedded. Ausgangssperre, Tag 33. Richtig klasse!

Die Zeit und die Umstände und die vielen, widersprüchlichen Informationen nagen an den Nerven. Viele verfallen in eine Art stille Resignation, andere schalten den Turbo ein.

Das Webinar der "Jeunes Européens" war eine tolle Veranstaltung! Foto: Jeunes Européens (geklaut...)

(KL) – Tag 33 und ich lerne dazu. Gestern war für mich eine Premiere, und viele junge Leute werden jetzt mitleidig lächeln. Ich habe an meinem ersten „Webinar“ mit „Zoom“ teilgenommen. Und das war richtig klasse. Ein Seminar im Web, daher der Name „Webinar“, zum Thema „Covid-19: Europa entsteht in seinen Krisen“, organisiert von den „Jungen Europäern“ und deren Regionalverbänden aus der ganzen Region, von der Schweiz bis ins Saarland, von Baden-Württemberg bis ins Elsass und nach Lothringen. Die Diskussionen zeigten es – die nächste Generation überzeugter Europäer und Europäerinnen hat das Zeug, Europa wieder auf die richtige Schiene zu bringen.

Fünf Wochen lang habe ich vor keinem Mikrophon und keiner Kamera gesessen und ich gebe zu, dass das ziemlich lange ist. Ich liebe meine tägliche Kolumne auf Radio France Bleu Alsace, die den Titel „De l’autre côté du Rhin“ („auf der anderen Rheinseite“) trägt und in der ich in der Morgensendung dieses öffentlich-rechtlichen Senders seit fünf Jahren von Montag bis Freitag den Elsässerinnen und Elsässern deutsche Sichtweisen und Befindlichkeiten näherbringen darf. An der Stelle mal ein großes Dankeschön an die letzten drei Direktoren, an die Programmchefs und die Chefredakteure, die mit in diesen Jahren eine so große redaktionelle Freiheit gewährt haben – das ist ganz schön mutig, da meine Beiträge schon sehr gerade heraus sind.

Und gestern dann mein erstes „Webinar“ und ich war richtig nervös. Zum einen schaue ich gerade erst wieder in die Welt hinaus, nach 25 Tagen Covid-19 und noch nicht zu 100 % wieder fit, zum anderen hatte ich echte Sorge, dass irgendwas mit der Technik nicht funktioniert. Aber alles funktionierte.

Rund 30 junge Europäerinnen und Europäer waren zugeschaltet, allerdings konnten wir uns nicht sehen, da sich alle darauf verständigt hatten, auf Video zu verzichten, um die Bandbreite nicht zu überlasten. Witzig für mich, der sonst solche Konferenzen moderiert, selbst der Speaker zu sein und die Moderation dem stellvertretenden Chefredakteur des Magazins „Le Taurillon“ zu überlassen, dem wirklich gut gemachten Presseorgan der „Jeunes Européens“. Und der hatte sowohl die Technik als auch die Moderation perfekt im Griff.

Die Diskussion mit den jungen Leuten, die sowohl aus Frankreich, als auch aus Deutschland zugeschaltet waren, war herzerfrischend. Nicht nur, dass sich auch die deutschsprachigen Teilnehmer völlig unproblematisch auf Französisch ausdrückten, dazu waren die 80 Minuten schnell vorbei, gefüllt mit einem regen Austausch zur Frage, wie sich die aktuelle Corona-Krise auf das deutsch-französische Verhältnis auswirkt. Meine These, dass man erst dann wieder konstruktiv nach vorne arbeiten kann, wenn die teilweise unglaublichen Dinge, die von deutscher Seite her das Verhältnis zur Region Grand Est belastet haben, angesprochen und verarbeitet wurden, fand breite Zustimmung und die Diskutanten und Diskutantinnen stellten die richtigen Fragen und brachten selbst wichtige Präzisierungen in die Diskussion ein.

Dieses Virus öffnet ganz neue Wege und Perspektiven, wenn der Wille dazu da ist. Eine tolle Erfahrung, ein guter Austausch und das schöne Gefühl, dass die „next generation“ Europa ziemlich sicher besser managen wird als die aktuellen Generationen. Bis sie in den Positionen sind, dass sie das Ruder übernehmen können, haben unsere Generationen eine einzige, wichtige Aufgabe: Dafür Sorgen, dass Europa bis dahin nicht auseinanderbricht. Und das wird schon schwer genug werden. Tag 33, das war richtig klasse!

2 Kommentare zu Embedded. Ausgangssperre, Tag 33. Richtig klasse!

  1. Bernhard Wölfle // 20. April 2020 um 12:42 // Antworten

    Ein Webinar empfiehlt sich auch binationalen Sorgerechts-ELTERN, denn Einreise geht, wenn:
    “6. … ich das geteilte Sorgerecht für ein Kind habe?
    Sofern die Wahrnehmung des Sorgerechts erforderlich ist, damit die andere sorgeberechtigte Person berufstätig sein kann, ist die Einreise gestattet. Dies gilt entsprechend für die Übergabe des Kindes nach Ende des Umgangszeitraums. Geeignete Nachweise sind vorzulegen.

    7. … ich mein sorgeberechtigtes Kind besuchen möchte?
    Besuchsreisen sind nicht gestattet. Eine Einreise ist in diesem Fall grundsätzlich nicht möglich.”

    • Eurojournalist(e) // 20. April 2020 um 14:37 // Antworten

      Herr Wöfle, Sie müssten schon die entsprechende Verordnung angeben, denn jedes Bundesland hat seine eigene. In unserem Webinar haben wir Fälle zwischen dem Elsass und Baden-Württemberg und Lothringen und Rheinland-Pfalz angesprochen – alleine zwischen diesen beiden Bundesländern herrschen unterschiedliche Regeln. Die BW-Verordnung besagt beispielsweise, dass die 14tägige Quarantäne für den im jeweils anderen Land lebenden Elternteil und das Kind aufgehoben ist, wenn der Besuch beim anderen Elternteil kürzer als 48 Stunden dauert. Dafür befindet sich in dieser Verordnung keinerlei Hinweis darauf, dass gemeinsames Sorgerecht oder auch Umgangsrecht nur dann gelten, wenn dann der jeweils andere Elternteil arbeiten gehen kann. Doch trotz der Existenz dieser Regelung wurden bislang Eltern an der Grenze einfach abgewiesen. Die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Regelungen und vor allem deren Nichteinhaltung vor Ort, sind für die betroffenen Eltern und vor allem die Kinder ein tief sitzendes Trauma.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste