Embedded. Ausgangssperre, Tag 4. Die Stunde der Schwachköpfe.

Während in Deutschland an verschiedenen Stellen eine „Ausgangssperre light“ verhängt wird, könnte die Ausgangssperre in Frankreich noch deutlich weiter verschärft werden.

Sieht friedlich aus, eine Stadt mit Ausgangssperre... aber der Ton veschärft sich schon am Tag 4. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Tag 4. Es ist noch niemand verhungert und bislang gab es auch noch keine unschönen Szenen in den Toiletten in Straßburg, weil das Klopapier ausgegangen wäre. Man kann weiterhin Lebensmittel und andere notwendige Produkte kaufen und dafür auch kurz das Haus verlassen. Noch. Denn wenn es so weitergeht, wird das Ausgangsverbot weiter verschärft werden. Jede Menge Schwachköpfe machen sich einen Spaß daraus, die Ausgangssperre zu umgehen und kommen sich dabei clever und smart vor. Wenn das nicht sofort aufhört, dürften a) die Ausgangsgründe reduziert werden und b) die Ausgangszeiten verkürzt werden. Wegen 5 oder 10 % Schwachköpfen, die es für einen revolutionären Akt halten, sich über alle Hygienevorschriften hinwegzusetzen. Und das mitten in einer „internationalen Risikozone“, wo die Bilder aus Mulhouse immer mehr denen in Italien ähneln und wir mitten auf einem Pulverfass sitzen.

Noch kann man einfach so die Wohnung verlassen und eine halbe Stunde spazieren gehen. Alleine. Ohne Kontakte zu anderen. Frische Luft schnappen. Wie Hofgang im Gefängnis, nur mit mehr Auslauf. Man kann auch den Hund Gassi führen. Man kann auch mit dem Fahrrad ein paar Runden um den Häuserblock drehen. Oder eben Einkaufen, zum Arzt gehen, hilfsbedürftigen Verwandten und Bekannten Einkäufe bringen. Bei jedem dieser Gänge muss man ein ausgefülltes und unterschriebenes Formular dabei haben, auf dem der Grund für den Ausgang angekreuzt ist und einen Identitätsnachweis braucht man auch. 90 bis 95 % der Franzosen halten sich an diese Vorschrift, einfach, weil sie Sinn macht. Doch alleine am 2. Tag der Ausgangssperre schrieb die Polizei im Land rund 18.000 Strafzettel wegen Übertretung der Ausgangsbeschränkungen. Manch einer oder eine glaubt eben immer noch nicht daran, dass die Situation sehr ernst ist.

Der Regierung wird nicht viel anderes übrig bleiben, als die Ausgangssperre zu verschärfen, was dann für alle in Frankreich ein maximales Ärgernis sein wird. Das Frische-Luft-Schnappen, der kurze Gang um den Block, das dürfte dann gestrichen werden und Gänge zum Einkaufen oder zum Arzt werden dann vermutlich nur bis 18 Uhr erlaubt sein. Danke schön, ihr dämlichen Schwachköpfe, wegen eurer Disziplinlosigkeit dürfen wir jetzt nur noch drinnen auf und ab laufen.

Dazu verschärft sich auch der Ton in den Sozialen Netzwerken, die nun zu einer der wichtigsten Plattformen geworden sind, um den Kontakt zur Außenwelt zu halten. Die Menschen sind genervt, gereizt, und man spürt die psychologische Belastung. Viele kommen mit der Isolation nicht gut klar.

Die Gerüchte verdichten sich, dass die Ausgangssperre wesentlich länger als die angekündigten 15 Tage dauern wird. 30 Tage, meinen die einen, 45 Tage die anderen. Das kann ja heiter werden. Wenn sich die Leute schon am vierten Tag virtuell in die Haare bekommen, dann verheißt das nichts Gutes für die nächsten Wochen. Jetzt sollte man die Nerven bewahren und versuchen, unnötigen Stress zu vermeiden.

Bis auf die immer weniger werdenden Großmäuler, die das alles für übertrieben  halten und denen dieses blöde kleine Virus eh nichts anhaben kann, macht sich bei vielen die Sorge breit. Man hört die Zahlen, sieht die Entwicklung, verfolgt die katastrophale Situation in Italien und das macht Angst. Wenn man die Kolonnen von Militärfahrzeugen sieht, mit denen in Norditalien die Särge zu ebenfalls überlasteten Krematorien gefahren werden, dann schluckt man schon. Immerhin stehen die Chancen hoch, dass sich die italienische Entwicklung auch bei uns überholt. Lässt sich das noch stoppen?

Es wird bereits jetzt viel telefoniert. Die Sozialen Netzwerke brummen. Soziale Kontakte in einem Moment aufrecht zu halten, in dem Distanzierung angesagt ist, wird zur mentalen Überlebensstrategie.

Tag 4. Und wir stehen immer noch gerade erst am Anfang dessen, was auf uns zurollt. Da gibt es nur eines – daheim bleiben und die Nerven bewahren.

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