Embedded. Ausgangssperre, Tag 53. Ende der Ausgangssperre.

Das war es dann fürs erste. Ab morgen können wir uns im Elsass wieder frei bewegen. Na ja, so frei nun auch wieder nicht. Und wie das genau ablaufen soll, versteht kaum jemand.

Wenn morgen alle wieder 'raus dürfen, bleiben Sie bitte weiterhin vorsichtig. Bitte. Foto: Drug Addiction Clinic Vita / https://www.vperemen.com : Wikimedia Commons / PD

(KL) – Tag 53, und ab morgen werden die Lockdown-Maßnahmen gelockert. Im Elsass erst einmal eher zögerlich und mit widersprüchlichen Ansagen, auf der deutschen Seite eher schnell und massiv. Auf beiden Seiten des Rheins hört es sich inzwischen so an, als sei das Virus Vergangenheit. Falls es denn jemals existiert hat, was ja in Deutschland Teile der neuen „Bewegung“ oder Partei „Widerstand 2020“ behaupten. Nur – das Virus ist nach wie vor unterwegs, unzureichend erforscht und viele Beobachter fürchten, dass es schnell zu einer zweiten Welle kommen könnte.

Im Elsass war diese Zeit eine Tortur. Im Zentrum einer der vom Covid-19 am schlimmsten betroffenen Regionen waren die Maßnahmen natürlich besonders scharf. Verständlich, wenn man bedenkt, dass teilweise Covid-Patienten nach Deutschland geflogen werden mussten, da die Kapazitäten in den elsässischen Krankenhäusern erschöpft waren.

Die Lockerung der Maßnahmen bezieht sich vor allem auf eines – den Wegfall der Ausgangs-Genehmigungen, die man sich selber ausstellen musste, wenn man zur Arbeit musste, einkaufen oder maximal eine Stunde im Umkreis von 1 Kilometer spazieren gehen wollte. Ab morgen dürfen wir also wieder ohne diese Genehmigung ‘raus und uns auch wieder in der ganzen Stadt bewegen – nach 53 Tagen ein echtes Highlight. Dass wir unter strengen Auflagen auch wieder 100 km weit reisen dürfen, ist dann wohl eher theoretisch. Von Straßburg aus erreicht man damit weder Mulhouse, noch Metz und auch nicht Nancy, in Richtung Osten ist die deutsche Grenze und das bedeutet, dass sich die Straßburger mit den Dörfern und Tälern der Vogesen begnügen müssen. Aber die sind ja auch schön.

Ansonsten könnte man auch die Diskussionen um den Sommerurlaub zu den Akten legen. Wer würde denn, wenn es denn erlaubt wäre, in den nächsten Zeiten Urlauber aus dem Elsass willkommen heißen? Man wird uns auf geraume Zeit hin als potentielle „Virenschleudern“ betrachten. Das ist eben jetzt so. Und dann ist das Virus ja auch immer noch unterwegs, mit einer Dunkelziffer Infizierter, die durchaus nachdenklich stimmt.

Und dann ist die Grenze weiterhin geschlossen. Wann sie wieder geöffnet werden wird, das kann niemand sagen. Maßstab für die Grenzöffnung wird die erneute Inbetriebnahme der Tramlinie D zwischen Straßburg und Kehl sein. Am Tag, an dem wir uns wieder in diese Tram setzen können, ohne dass uns auf der Kehler Seite mit Maschinenpistolen bewaffnete Bundespolizisten erwarten, an dem Tag wird der Albtraum fertig sein.

Wenn nun die Lockerung der Maßnahmen einsetzt, dann kann man nur hoffen, dass trotzdem alle halbwegs vernünftig bleiben. Dass weiter Sicherheitsabstände eingehalten werden und die Menschen Masken tragen. Dass sich alle darüber bewusst sind, dass die Gefahr keineswegs gebannt ist. Dass alle mithelfen, eine zweite Welle zu verhindern, die das völlig erschöpfte Ärzte- und Pflegepersonal restlos überfordern würde.

Genießen Sie die wiedergefundenen Freiheiten, gehen Sie verantwortungsvoll damit um, schützen Sie sich und die anderen. Alles Gute!

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