Emmanuel Macron erklärt seine Kandidatur für 2017

Der ehemalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron wird bei der Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich antreten. Und dabei hat er durchaus Chancen. Was weniger für ihn als gegen die anderen Kandidaten spricht.

Links? rechts? Zentrum? Who knows... Emmanuel Macron. Foto: Pablo Turpin-Noriega (Wikipedia France) / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Für die einen ist er der Heilsbringer, für die anderen ein Karrierist, der über Leichen geht – der ehemalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron wird bei der Präsidentschaftswahl 2017 antreten – gegen die Sozialisten (in deren Regierung er saß) und gegen die Konservativen. Für viele ist er derjenige, der Frankreich vor der rechtsextremen Wahl einer Marine Le Pen retten kann – aber wer ist Emmanuel Macron eigentlich?

Für diejenigen, die sich gerade begeistert auf die politische Bewegung „En marche“ („Auf geht’s“) stürzen, zählen mehrere Dinge. Zum einen traut man Macron wirtschaftlichen Sachverstand zu, denn immerhin war der Mann mal Investmentbanker bei Rothschild. Das hat zwar nicht dazu geführt, dass er in seiner Amtszeit mehr als ein ABM-Programm auf die Beine gestellt hat, das Jobs auch nur tröpfchenweise generiert, doch das stört offenbar nicht weiter. Auch, dass Macron für einen Ultraliberalismus härterer Machart steht, ist kein Stopper für seinen Aufschwung in den Umfragen. Dann hat Macron den Vorteil jung zu sein. Mit 38 Jahren ist er tatsächlich ein Gegenentwurf zu der Versammlung von Greisen im Rentenalter, die sich ebenfalls als Hoffnungsträger aufspielen. Macron ist jung. OK.

Wichtig ist ebenfalls, dass Macron nicht Dutzende von Strafverfahren anhängig hat, dass er noch nicht verurteilt wurde, dass er im Gegensatz zu Konkurrenten wie Nicolas Sarkozy oder Alain Juppé nicht hoffen muss, dass sich niemand zu intensiv um die juristische Vergangenheit des Kandidaten kümmert. Auch gut. Aber macht das aus Macron einen guten Präsidenten?

Seine politischen Gegner werfen ihm vor, die Regierung Hollande-Valls mit einem Dolchstoß in den Rücken verlassen zu haben. Durch seinen Austritt aus dem Kabinett desavouierte Macron die PS und Premierminister Manuel Valls – was ihm die Sozialisten kaum verzeihen werden. Dabei trug Macron viel Verantwortung dafür, dass François Hollande verschiedene Wahlversprechen nicht einlösen konnte. Durch seinen Rücktritt machte Macron zwar den Weg für seine eigenen Ambitionen frei, schlachtete dabei aber auch die Regierung, die ihn überhaupt erst groß gemacht hatte. Das Wort vom „Verrat“ macht die Runde…

Dabei ist Macron allerdings auch der einzige Kandidat aus dem traditionellen Spektrum, der eine klare Vorstellung von Europa hat. Er möchte in den Ländern Europas einen Internet-basierten Prozess starten, bei dem ein neues europäisches Projekt aufgesetzt werden soll, bei dem er in Kauf nehmen würde, dass sich die Europäische Union deutlich verkleinert. Das ist zwar auch noch nicht des Rätsels Europas Lösung, aber immerhin mal ein Ansatz.

Ist Emmanuel Macron nun eigentlich ein „Linker“, ein „Liberaler“ oder gar ein „Konservativer“? Genau weiß das niemand und Macron verwischt geschickt die Spuren – damit er für alle wählbar ist. Klar scheint aber nur eines zu sein – Emmanuel Macron reitet für Emmanuel Macron. Aber das tun letztlich auch die anderen Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager.

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