Emmanuel Macron in bester Laune
Beim traditionellen Dreikönigs-Kuchen, den er mit Vertretern der Bäcker feierte, zeigte sich Präsident Macron bester Laune. Gute Nachrichten hatte er allerdings nicht dabei.
(KL) – Die traditionelle „Galette des Rois“, also der Dreikönigs-Kuchen, war für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron einmal mehr eine Gelegenheit zu einem Bad in der (kleinen) Menge. Ausgerechnet mit den Bäckern feierte Macron, die bereits in Paris demonstrieren. Demonstrierende Bäcker? Oh ja. Zusammen mit dem Streik der Allgemein-Mediziner, der kommenden Rentenreform, den rapide steigenden Energie- und Lebenshaltungs-Kosten, der Pandemie und dem für Samstag angekündigten Neustart der Gelbwesten-Bewegung, hat der Jahresbeginn 2023 das Potential, der Auftakt für ein Jahr gewalttätiger Auseinandersetzungen zu werden. Aber warum die Bäcker? Aufgrund des extremen Anstiegs der Energiekosten sind heute rund 60 % der französischen Bäckereien in ihrer Existenz gefährdet. Doch das konnte Macrons prächtige Stimmung nicht trüben – stattdessen servierte er den Franzosen schlechte Nachrichten.
So erklärte Macron, „dass die Preise für alle weiter steigen werden“ (mit einer Steigerung der Inflation und damit der Lebenshaltungskosten um 15 % im März 2023), aber dass die Regierung eine kostenlose Hotline in den Präfekturen einrichten wird, unter der die Betroffenen dem Staat mitteilen können, dass sie am Ende sind. Und dann wird man alles versuchen zu helfen.
Ansonsten will Macron die Energieversorger „bitten“, ihre Preispolitik zu überdenken und diejenigen Verträge nach unten neu zu verhandeln, bei denen die Kunden mehr als 280 € im Monat bezahlen müssen. Diese Bitte wurde von der Drohung begleitet, dass es nun mit den Übergewinnen mancher Energieversorger auch reicht. Dazu kündigt Macron an, dass der Staat für betroffene Handwerker und Unternehmer 40 % der Preissteigerungen für Energie übernehmen will. Ob aber die „Bitte“ an die Versorger und eine Telefon-Hotline denjenigen eine große Hilfe sind, denen jetzt gerade die Luft ausgeht, wird sich zeigen müssen.
„Wir haben nicht alle Mittel in der Pandemie für die Unternehmen mobilisiert, nur um sie jetzt fallenzulassen“, erklärte Macron und die Zuschauer fragten sich, warum Macron dabei so strahlte. Denn das nun beginnende Sterben vieler Betriebe ist alles andere als eine gute Nachricht.
Ab dem kommenden Wochenende dürfte Macron die Strahlemann-Laune allerdings vergehen. Gelbwesten, Gewerkschaften, streikende Allgemeinärzte, Bäcker und andere Gruppen werden in Paris aus verschiedenen Gründen, aber mit der gleichen aggressiven Unzufriedenheit demonstrieren und die Nerven liegen blank. Diejenigen, die am Samstag in Paris (und anderswo) demonstrieren werden, wird man kaum mit einer Telefon-Hotline zufriedenstellen können. Angesichts des steigenden Drucks, speziell auf sozial schwache Bevölkerungsschichten, ist kaum damit zu rechnen, dass die Wiederaufnahme der „Akte“ der Gelbwesten in dieser Gemengelage friedlich verlaufen wird.
Erstaunlich ist dennoch die prächtige Laune des Präsidenten und seiner Gattin in dieser Zeit, in der es für viele seiner Landsleute ans Eingemachte geht. Doch Herr und Frau Macron können strahlen – mit den Schwierigkeiten der Franzosen sind sie selbst ja nicht konfrontiert, und dem Luxus, in dem sie leben, können Krisen nicht viel anhaben. Und einmal mehr zeigt Macron, dass er sich Lichtjahre von den Sorgen und Nöten Frankreichs entfernt hat. Doch stehen die Chancen leider hoch, dass Macron schon bald, genau wie jetzt schon seinen Landsleuten, das Lachen vergehen wird. Immerhin, der Dreikönigs-Kuchen soll prima geschmeckt haben…
Kommentar hinterlassen