Endet das Zeitalter des Kolonialismus in Mali?

Nach dem Rauswurf der Franzosen und ihrer Verbündeten aus Mali stellt sich die Frage, ob an dieser Stelle nicht Jahrhunderte des Kolonialismus enden.

Anti-französische Demonstrationen wie diese gibt es schon seit Jahren - nur hat man das in Paris nicht wahrnehmen wollen. Foto: Voice of America VOA / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Nach dem EU-Afrika-Gipfel in Brüssel klang Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ungewohnt kleinlaut. Er kündigte an, dass der Abzug der französischen Truppen aus Mali „geregelt“ und „organisiert“ stattfinden wird, unter Berücksichtigung der Sicherheitsvorgaben. Worauf der ansonsten immer sehr selbstzufriedene Macron nicht einging, war der Umstand, dass Mali gar nicht alleine dasteht. Auch andere ehemalige französische Kolonien haben die Nase voll – es läuft momentan eine regelrechte Anti-Frankreich-Kampagne und es sieht so aus, als käme damit die Geschichte des französischen Kolonialismus in Afrika zu einem unerwarteten Ende.

Die Wahrnehmung der französischen und westlichen Präsenz in Afrika ist sehr unterschiedlich, je nachdem, wo man selbst gerade steht. Während sich die ehemaligen Kolonialmächte bis heute als eine Art „Protektoren“ betrachten, die den ansonsten eher unfähigen Afrikanern helfen, ein Minimum an westlicher Ordnung aufrecht zu erhalten, sehen die Afrikaner das in den ehemaligen Kolonien ganz anders. So bezeichnete am Wochenende die viel gelesene Zeitschrift „Jeune Afrique“ die Franzosen als „Besatzungsmacht“ und inzwischen kann selbst der Westen kaum noch das Märchen vom dort stattfindenden „Kampf gegen den Terrorismus“ aufrecht halten – die französische Militärpräsenz in den ehemaligen Kolonien dient nicht etwa der Sicherheit und schon gar nicht dem Kampf gegen den Terrorismus, sondern dem Schutz wirtschaftlicher Interessen der ehemaligen Kolonialmacht.

Die Anwesenheit französischer Soldaten ist den afrikanischen Staaten derart unangenehm, dass man sich lieber die berüchtigte russische Söldnertruppe „Wagner-Gruppe“ ins Land holt, um die Ruhe im Land wiederherzustellen. Angeführt vom berüchtigten Söldnerführer Ivan Maslov stehen mittlerweile rund 800 Söldner in Mali, die für ihre Übergriffe und Brutalitäten bekannt sind. Andere afrikanische Länder wie Niger überlegen gerade ebenfalls, ob sie nicht lieber russische Söldner ins Land holen, statt sich von Frankreich weiter „beschützen“, bzw. ausbeuten zu lassen.

Die Welt verändert sich gerade. Afrika, der Kontinent, der in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein spektakuläres Wachstum erfahren wird, emanzipiert sich gerade und da die Europäer, wie so oft, wichtige Entwicklungen verschlafen, springen eben Russland und China in die Bresche und weiten ihren Einfluss aus.

Zwar dementiert der Kreml weiterhin jede Verbindung zur „Wagner-Gruppe“, doch ist durch enge persönliche Kontakte zwischen Putin und dem Chef der Wagnergruppe Evgueni Prigojine deutlich, dass diese Söldnertruppe nicht ohne Zustimmung Moskaus agiert.

Der afrikanische Kontinent ist in Bewegung, ähnlich wie in anderen Regionen der Welt werden auch hier die Karten gerade neu gemischt. Den Elan dieser afrikanischen Emanzipation hat Frankreich nicht wahrgenommen, da man sich wohl nicht vorstellen konnte, dass es Länder und Kontinente gibt, die gar nicht von Frankreich gemanagt und ausgebeutet werden wollen. Doch ist die Situation bereits umgekippt und wird für Frankreich nicht mehr rückgängig zu machen sein. Afrika beendet gerade das Kapitel der Kolonialisierung und Frankreich kann jetzt nur noch eines tun – zusehen, dort mit heiler Haut herauszukommen. Ein Flopp mehr auf der immer länger werdenden Liste der Macronie – so kurz vor den Wahlen ist das alles andere als ein Pluspunkt für den amtierenden Präsidenten, der so gerne wiedergewählt würde.

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