Endzeit-Raserei oder Corona-Gewinnler?

Die Börsen drehen weltweit durch und hangeln sich von Allzeit-Hoch zu Allzeit-Hoch. Noch nie wurde so viel Geld an der Börse verdient. Ist das die letzte Raserei vor dem Zusammenbruch?

Wall Street und andere Börsen vermelden Rekord auf Rekord... Foto: RMajouji at English Wikipedia / Wikimedia Commons / CC-BY 2.5

(KL) – Im Grunde ist es unlogisch, dann aber auch wieder nicht. Zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Wirtschaftskrise in der Folge der sanitären Krise breit macht, Firmen schließen, Menschen in Arbeitslosigkeit und Armut rutschen, machen die Investmentfonds an der Börse Kasse. Und zwar richtig. Offenbar kann man während dieser Krise, wenn man an der richtigen Stelle sitzt, jede Menge Geld verdienen. Das wird nicht ewig gut gehen. Wenn die Raserei dann eines Tages abklingt, die Börse wieder anfängt, die wirtschaftlichen Realitäten zu reflektieren, dann kommen die Verluste. Die dann natürlich, wie immer, von der Allgemeinheit zu tragen sind. Denn diese Investmentfonds sind, das wissen wir seit der Lehman-Brothers-Krise, „too big to fail“. Warum auch immer.

Während die Wirtschaft in der Krise steckt, verdient man an der Börse Geld. Das klingt in der Tat unlogisch, doch lautet ein alter Bänker-Spruch „Geld ist nie weg, es ist immer nur woanders“. Da stellt sich doch die Frage, wo das Geld herkommt, dass die pickelgesichtigen Investmentbänker gerade einstreichen… Fakt ist, dass sowohl der deutsche Aktienindex DAX als auch der Leitindex Dow Jones momentan täglich neue Rekordwerte vermelden. Und das ist nicht etwa ein Zeichen, dass es der Wirtschaft gut geht, sondern eher ein Signal, dass gerade alle durchdrehen.

Das weltweite Finanzsystem kann kein Teil der Lösung der aktuellen Probleme sein, sondern es ist ein Teil des Problems selbst. Geld, das dringend benötigt wird, um Gesundheitssysteme zu modernisieren, Forschung zu betreiben und soziale Katastrophen zu verhindern, landet in den Taschen der Investmentfonds und deren Aktionäre – ist dies das letzte Aufflammen des Wildwest-Kapitalismus, der zu den Ungleichheiten in unseren Gesellschaften geführt hat?

Das große Kapital will momentan vor allem eines – noch einmal richtig Kasse machen. An den Börsen wird gehandelt, als gäbe es kein Morgen, die Aktien der Pharmafirmen schießen durch die Decke, es wird richtig Geld verdient. Eben das Geld, das an allen Ecken und Enden fehlt.

Man sollte sich nicht freuen, wenn man die aktuellen Rekordzahlen von den Börsen hört – diese sind kein Zeichen dafür, dass sich die Dinge zum Besseren wenden, sondern der Hinweis, dass dieses Finanz- und Börsensystem schon bald implodieren wird.

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