Erhöhte Polizeipräsenz: Und das soll unsere Sicherheit erhöhen?

Die erhöhte Polizeipräsenz verschafft nur das Gefühl von mehr Sicherheit. Ohne, dass damit irgendetwas verhindert werden kann. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Da stehen sie nun, etwas verloren und vor allem ziemlich gelangweilt, in Zweiergrüppchen in der Bahnhofshalle. Junge Polizeibeamte, die Maschinenpistole über den Rücken gehängt, und ihre Präsenz soll uns allen suggerieren, dass wir nun etwas sicherer sind. Das sind wir aber nicht. Denn diese erhöhte Polizeipräsenz verursacht lediglich Kosten, ohne die Sicherheit erhöhen zu können.

Da sie ohnehin nicht wissen, wonach sie Ausschau halten sollen, unterhalten sich die Polizeibeamten eben untereinander und sehen zu, dass sie ihre Schicht herum bekommen. Da sich die internationalen Terroristen immer noch nicht dazu durchringen können, im Kaftan, mit Vollbart und bösem Bin-Laden-Blick ihre Bombenpakete offen unter dem Arm zu tragen, geht die Wahrscheinlichkeit, dass eine Handvoll Polizeibeamte in der Bahnhofshalle entschlossene Terroristen davon abhalten könnte, einen Anschlag zu verüben, stark gegen Null.

Ebenso wenig ist damit zu rechnen, dass sich ein Terrorist bei den Polizeibeamten erkundigt, wo man denn am besten einen Sprengsatz anbringen kann. Das wirkt wie Aktionismus und das ist auch Aktionismus. Terrorismus bekämpft man nicht in der Bahnhofshalle, sondern dort, wo er entsteht. Und das ist leider nach wie vor die politische, wirtschaftliche und religiöse Ebene.

Natürlich fühlt sich der eine oder andere Bürger durch die erhöhte Polizeipräsenz etwas sicherer. Doch dieser subjektive Eindruck trügt und wir müssen lernen, auf anderen Ebenen mit einer erhöhten Terrorgefahr umzugehen. Und, was man gar nicht so gerne macht, uns auch die Frage zu stellen, inwiefern wir selber zum Entstehen von Terrorismus beitragen.

Die erhöhte Polizeipräsenz in Deutschland und in Frankreich ist der hilflose Versuch der Behörden, auf die Anschläge von Paris zu reagieren. Doch muss diese Phase anders genutzt werden. Wir brauchen ein radikales Umdenken in der Organisation unserer Gesellschaft, für die ein Dialog zwischen allen gesellschaftlichen Kräften erforderlich ist. Beunruhigend ist, dass die Welt nur wenige Tage nach dem Schock von Paris zum „Business as Usual“ zurückkehrt und in die ewig alten Reflexe zurückfällt. Dadurch, dass man an Bahnhöfen jeden kontrolliert, der irgendwie fremd aussieht, schafft man keine zusätzliche Sicherheit, sondern vertieft die Gräben, die sich ohnehin schon durch die Gesellschaft ziehen.