Erlebt Frankreich seinen zweiten „Mai 1968“?

Die neue Bewegung „Nuit debout“ („Wir machen die Nacht zum Tag“) kämpft nicht nur gegen die geplante Reform des Arbeitsgesetzes in Frankreich, sondern gegen das politische Establishment. Brisant.

In vielen Städten Frankreichs organisieren Jugendliche gerade ihren Protest gegen eine zoemlich unfähige Politik. Foto: Chris93 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Wenn die Jugend eines Landes beginnt, massiv auf die Straße zu gehen um ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen, dann weiß niemand, bis wohin diese Proteste gehen können. Solche Situationen haben in ganz Europa zum „Mai 1968“ geführt und heute ist die Atmosphäre in Frankreich ähnlich. Die Bewegung „Nuit debout“ („Wir machen die Nacht zum Tag“), die in den französischen Städten Plätze besetzt und dort Protestcamps einrichtet, ist der Ausdruck davon, dass die Jugend Frankreichs keine Lust mehr hat, ein unfähiges Politiksystem zu akzeptieren, das nicht nur ihre eigenen Zukunftschancen kompromittiert, sondern auch gleich noch die europäischen Perspektiven dazu. Die französische Politik muss nun sehr aufpassen, wie sie reagiert und ob sie wirklich eine Bewegung auslösen will, die sie nicht mehr in den Griff bekommen kann.

Die ersten Reaktionen des französischen Staats waren so, wie man sie kennt. Prügelnde Polizisten der Spezialeinheit, gewalttätige Räumung einer Aula der Straßburger Universität, sinnlose staatliche Gewalt, die logischerweise nur zu noch mehr Gewalt führen kann. Allerdings scheint die französische Polizei noch nicht ganz verstanden zu haben, dass wir im Zeitalter von Smartphones und Sozialen Netzwerken leben, in denen solche Prügelorgien nur Minuten später von der ganzen Welt zu sehen sind. Und die Verbreitung solcher Bilder dürfte noch mehr Jugendliche auf den Plan rufen, die das Gefühl bekommen müssen, dass der Staat nicht in ihrem Auftrag, sondern gegen sie handelt.

Noch ist das Phänomen „Nuit debout“ noch ein zartes Pflänzchen, das jedoch täglich wächst. Und auf das man nicht mit dumpfer Polizeigewalt, sondern mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung reagieren sollte. Denn das, was die französische Jugend heute präsentiert bekommt, ist eine heftige Hypothek auf ihre eigene Zukunft. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt in Frankreich, je nach Region, bis zu 25 %, die politische Debatte ist geschlossen und wird von Menschen geführt, die täglich ihre Vorstrafenregister miteinander vergleichen können, der Rechtsextremismus hat Rückenwind und die täglich sicht- und spürbare Bedrohung durch den Terrorismus und die soziale Spaltung der Gesellschaft sorgt dafür, dass die Zukunft der französischen Jugend gerade nicht rosig aussieht. Folglich ist es normal, geradezu gesund, dass die jungen Franzosen gegen diese unhaltbaren Zustände auf die Straße gehen.

Von der Reaktion der hohen Politik wird es abhängen, wie sich diese Protestbewegung weiter entwickelt – sie hat das Potential zum Pulverfass zu werden. Denn die jungen Leute fordern, völlig zu Recht, Antworten. Lösungen. Ehrlichkeit. All das, was die Politik schon lange schuldig bleibt. Diese Generation wächst hinein in eine Welt der Gewalt, des Kriegs, des Bürgerkriegs, der sozialen Spaltung, des Terrorismus, der Arbeitslosigkeit und der Korruption. Da stellt sich doch eigentlich nicht mehr die Frage, warum die jungen Leute protestieren, sondern vielmehr, warum die älteren Generationen so abgestumpft sind, dass sie all das für „normal“ erachten und sich nicht einmal mehr an Wahltagen bemühen, diesen unhaltbaren Zustand zu verändern?

Auch in Strassburg wird diese neue Bewegung „Nuit debout“ sichtbar – am Dienstag ab 18 Uhr werden sich diejenigen auf dem Place de la République treffen, die sich nicht mehr in der Art und Weise wiederfinden, in der unsere Welt gemanagt wird. Und vermutlich werden sie sehr zahlreich sein.

In der heutigen Zeit sollte niemand in Europa grinsend nach Frankreich schauen – denn über die Sozialen Netzwerke sind die heutigen Generationen in der Lage, sich blitzschnell und über alle Grenzen hinweg zu solidarisieren und genau das wäre wünschenswert. Und ganz offenbar auch die einzige Möglichkeit, dass ein neues Europa, ein Europa „von unten“, ein Europa der Jugend entsteht. Die aktuelle Generation der Europapolitik ist nicht in der Lage, die heutigen Aufgaben zu meistern. Also sollten wir nicht zögern, diese jungen und engagierten Menschen nach Kräften zu unterstützen. Wer weiß, vielleicht entsteht hier ein Stückchen Hoffnung auf ein besseres Europa. Es wäre an der Zeit.

2 Kommentare zu Erlebt Frankreich seinen zweiten „Mai 1968“?

  1. sie HABEN CAHNCE SO EINEN Engel Angela haben IM NAMEN INES ElsÄSSER?'S // 11. April 2016 um 22:28 // Antworten

    JA DAS IST ZWEISPRCHIG KE1T FUR UNS DREI SPRACHIG MIT DEM ELSSASISCHEN
    DAS IST EINE ERLEICHTUNG ES DREISPRACHIGEIT ? !!

  2. sie HABEN CAHNCE SO EINEN Engel Angela haben IM NAMEN I mei name HENRI GOETSCHY EIN ElsÄSSER?'S // 11. April 2016 um 22:33 // Antworten

    GEHT’ S JETZT un noch ist polen nicht verloren

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