Es fehlt ein Nobelpreis. Und ein Preisträger.

Mit der Wahl von Malala Yousafzaï und Kailash Satyarthi lag das Nobelpreis-Komitee richtig. Und vergaß dabei trotzdem etwas ganz Wichtiges.

Malala Yousafzaï ist eine gute Wahl für den Nobelpreis - aber einen hat man in Oslo wieder übergangen. Foto: © Claude Truong-Ngoc / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Dass die Kinderrechte-Aktivisten Malala Yousafzaï und Kailash Satyarthi den Friedensnobelpreis 2014 erhalten, ist eine gute Sache. Beinhaltet diese Wahl doch gleich mehrere Komponenten, die schrecklich aktuell sind. So wurden diese beiden ganz bewusst ausgewählt, als eine Aufforderung zum Frieden an Pakistan (dem Herkunftsland von Malala Yousafzaï) und Indien (dem Heimatland von Kailash Satyarthi). Denn zwischen beiden Ländern herrscht eine große Spannung. Dazu ist die Wahl von Malala Yousafzaï auch ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung IS, die am liebsten die ganze Region ins Mittelalter zurückführen und Mädchen und Frauen am liebsten bildungsfern sehen würde – Malala Yousafzaï wurde ja von Taliban-Extremisten fast umgebracht. Und dass die Wahl beider eine Stärkung der Kinderrechte darstellt, das ist auch wichtig.

Aber nach dem Sacharov-Preiskomittee vergaß nun auch das Nobelpreis-Komittee, einen mutigen Kämpfer für Bürgerrechte und damit auch den Frieden in der Welt zu stärken und zu ehren – den ebenfalls nominierten Edward Snowden, dessen Wirken unter Gefährdung seines Lebens und seiner Sicherheit der Menschheit einen Einblick in diejenigen Aktivitäten gewährt hat, die dem Frieden auf lange Sicht schaden.

Und plötzlich merkt man, dass der Friedensnobelpreis gar kein Friedensnobelpreis ist, sondern eigentlich eher ein „Nobelpreis für gesellschaftliches Engagement“. Was ebenso ehrenwert ist wie die wichtigen Friedensinitiativen. Vielleicht sollte man den Friedensnobelpreis aber in zwei Kategorien aufteilen – das Engagement für den Frieden und das Engagement für die Verbesserung gesellschaftlicher Missstände. Oder vielleicht sollte man den Friedensnobelpreis gleich ganz abschaffen, denn er wird seit Jahren vor allen für politische Kommunikation missbraucht. Wenn man sich viele der Preisträger der jüngeren Vergangenheit anschaut, dann findet man dort Kriegsherren, Menschenrechtsverletzer und Verfechter der Todesstrafe – bei denen man sich fragt, wie sie eigentlich zu einem Friedensnobelpreis gekommen sind.

Das Friedensnobelpreis-Komittee ist unter anderem mit hochrangigen Politikern besetzt – und genau das ist sein Problem. Denn das Ausklammern von Edward Snowden, dem Mann, der die Welt seit zwei Jahren mit seinen (unwidersprochenen) Enthüllungen aufgeklärt hat und weiter aufklärt, das mag „politisch korrekt“ sein, um ja nicht die Amerikaner zu verärgern, ist aber im Grunde feige.

In anderen Nobelpreis-Disziplinen geht es ja auch – Preise werden an verschiedene, herausragende Persönlichkeiten verliehen, wie ja auch beim diesjährigen Friedensnobelpreis, bei dem sowohl der Kampf für Bildung, Respekt und Toleranz in der muslimischen Welt von Malala Yousafazaï und der Kampf gegen Kinderarbeit in Indien von Kailash Satyarthi geehrt werden. Da wäre ein dritter Preisträger Edward Snowden kein Fehler gewesen.

Somit muss sich Snowden mit dem „Alternativen Nobelpreis“ trösten, den er dieses Jahr erhielt. Es wäre schöner gewesen, hätte man allen dreien zu einer verdienten Auszeichnung gratulieren können.

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