Es gibt nicht nur die Pandemie…

Eine kleine Nachricht für "Querdenker" - man kann seine Meinung auch unter Einhaltung der sanitären Regeln äussern... Foto: Organisatoren

(KL) – Fast hätten wir vergessen, dass es neben der Pandemie auch andere, ebenso drängende Probleme gibt, die seit dem Frühjahr 2020 kaum noch beachtet werden. So zum Beispiel die Frage des Klimawandels. Fast zeitgleich mit der Definition neuer Klimaziele in Deutschland hat auch die französische Regierung ein neues Gesetz durch die Nationalversammlung gebracht, das den Namen „Climat et Résilience“ (Klima und Resilienz) trägt, allerdings nach Ansicht der verschiedenen NGOs, die sich mit dem Thema beschäftigen, nicht weit genug geht. Und so wurde am Sonntag auch in Straßburg demonstriert, wo rund 1500 Demonstranten den maximalen Sicherheitsvorkehrungen aufgrund des zeitgleich stattfindenden Macron-Besuchs trotzten.

Die Aussage der Demonstranten ist klar: Angesichts der enormen Herausforderungen des Klimawandels ist die „Politik der kleinen Schritte“ der französischen Regierung unzureichend. Mehrere Redner wiesen bei der Demonstration darauf hin, dass dieses neue Gesetz von den Lobbys entworfen wurde und dass diese „kleinen Schritte“ einfach nicht ausreichen, um die weit tragenden Konsequenzen des Klimawandels abzufedern.

In der Tat, der Klimawandel hat nicht nur Auswirkungen auf das Wetter, sondern auf alle Bereiche des Lebens. So sind geopolitische und soziale Katastrophen durch den Klimawandel absehbar und deren Konsequenzen lassen die aktuelle Pandemie wie ein laues Lüftchen wirken.

Einmal mehr demonstrierten vor allem junge Menschen, die sich verständlicherweise große Sorgen um ihre Zukunft machen. Dabei zeigten sie nachdrücklich, dass es möglich ist, auch unter Einhaltung aller sanitären Regeln zu demonstrieren, dass es bei Demonstrationen nicht zwangsläufig Auseinandersetzungen mit der Polizei geben muss und dass „Meinungsäußerung“ kein Synonym für Straßenschlachten ist. Ein gutes Zeichen, an dem sich beispielsweise die „Querdenker“ oder „Gelbwesten“ ein Beispiel nehmen könnten.

Eine Rückkehr zu mehr Normalität bedeutet auch, dass man wieder beginnt, sich mit anderen Themen zu beschäftigen als nur mit der Pandemie. Zu irgendeinem Zeitpunkt wird diese Pandemie entweder eingegrenzt sein oder aber die Regierungen dieser Welt werden vor ihr kapituliert haben. Spätestens dann werden auch die anderen aktuellen Krisen wieder auf den Titelseiten der Medien stehen und keine dieser Krisen wird sich in der Zwischenzeit auf wundersame Weise von selbst gelöst haben.

Die jugendlichen Demonstranten haben völlig Recht, wenn sie konkrete Maßnahmen fordern, die sich nicht darauf beschränken können, ab und an neue Klimaziele zu definieren und bei großen Konferenzen zu verabschieden, wenn sich danach ohnehin niemand an die Vereinbarungen hält. Wenn wir eines Tages wieder aufwachen und feststellen, dass sich die Welt in einem noch übleren Zustand befindet als vor der Pandemie, wird man die Ärmel hochkrempeln und handeln müssen. Genau darauf haben die Demonstranten am Sonntag gepocht.

Diese junge Generation hat es verdient gehört zu werden. Denn das, was sie schützen wollen, ist unser aller Planet. Der momentan auf dem Altar des „Shareholder Value“ geopfert wird. Dass die Jugendlichen damit nicht einverstanden sind, ist nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar ist allerdings, dass sich die älteren Generationen derart haben einlullen lassen, dass sie die Vernichtung unseres Planeten inzwischen als „alternativlos“ hinnehmen…

Diese Organisationen haben am Sonntag die Demonstration in Straßburg organisiert: Alternatiba – Action Non Violente; Cop21 – Strasbourg; Greenpeace Strasbourg; Citoyens pour le Climat Strasbourg; Alsace Nature; Solidaires Alsace; Emmaüs Mundo; Amnesty international – groupe de Strasbourg; Zéro Déchets Strasbourg; FSU; Notre Affaire à Tous Strasbourg; GCO Non Merci; Extinction Rebellion Strasbourg und Nous voulons des paysans Strasbourg.

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