Es herrsche Frieden auf Erden…

… aber erstmal müssen wir noch eine Weile Krieg führen. Denn „Frieden“ ist inzwischen ein Schimpfwort geworden, das man ungestraft nur an Weihnachten aussprechen darf.

Das sollte die Weihnachtsbotschaft 2024 sein... Foto: Constantin Jäge / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Weihnachten ist eines der höchsten Feste der Christenheit und die ist mit rund 2,5 Milliarden Gläubigen immerhin die größte Glaubensgemeinschaft der Welt. Heute wurde vor 2024 Jahren nach christlichem Glauben Jesus Christus geboren, in einem Stall bei Bethlehem, und damit beginnt das christliche Mysterium von Sünde, Tod, Vergebung, Wiederauferstehung und ewigem Leben. Dabei soll das Leben der Gläubigen nach einem Wertekanon organisiert sein, den 10 Geboten. Das ist in den aktuellen Kriegszeiten allerdings schwierig. Denn das fünfte dieser zehn Gebote lautet „Du sollst nicht töten“. Und gegen dieses fünfte Gebot verstößt jeder Kriegstreiber und von denen gibt es inzwischen sehr viele.

Viele der 2,5 Milliarden Christen waren gestern Abend oder sind heute in der Kirche. Dort wird das Wort des christlichen Gottes gepredigt, es wird gebetet, es werden Werte wiederholt und dann geht man nach Hause und setzt sich an die Festtafel. In vielen Gebeten geht es auch um Frieden. Denn Frieden gehört eindeutig zu den christlichen Werten. Doch befinden wir uns Ende 2024 schon wieder ein einer Phase, in der in vielen Regionen der Welt Krieg herrscht, alle Parteien gegen das Fünfte Gebot verstoßen und das Ganze zu einem „technischen“ Vorgang machen.

Es geht in den Gesprächen heute gar nicht mehr darum, wie der Krieg in der Ukraine beendet werden kann, sondern um Langstrecken-Raketen, Luft-Abwehrsysteme, Panzer, Todeszahlen, Drohnenangriffe, Haubitzen-Typen und nach fast drei Jahren hat sich die Welt bereits wieder daran gewöhnt, dass eben Krieg herrscht. Unsere Wirtschaft muss eine Kriegswirtschaft sein, es wird wieder über die Wehrpflicht diskutiert und man ist sich weitgehend einig, dass Europa schnell „kriegstüchtig“ werden muss.

Unsere Generationen haben die Generationen unserer Väter und Großväter gefragt, warum sie sich nicht den Kriegen widersetzt haben, warum sie sich nicht geweigert haben, an den Weltkriegen teilzunehmen. Das ging nicht, war die Antwort. Beurteilen können wir das nicht, aber wir können beurteilen, dass wir erneut bei demokratischen Wahlen diejenigen wählen, die diese Kriege betreiben. Doch das, was 2,5 Milliarden Christen gestern und heute in der Kirche zu hören bekommen haben, ist eine ganz andere Nachricht als „mehr Krieg, mehr Tod und Verderben“. In den Kirchen dieser Welt hat gestern rund ein Drittel der Weltbevölkerung eine Nachricht und Mahnung des Friedens gehört. Und was machen wir jetzt damit?

Mögen diese Weihnachtstage zum Nachdenken dienen. Man muss nicht selber Christ sein, um diese einfache Nachricht zu verstehen: „Du sollst nicht töten“. Und alle Anstrengungen müssen nun darauf ausgerichtet werden, diesen Krieg in der Ukraine und die anderen Kriege zu beenden, das Töten einzustellen und die Zerstörungen zu reparieren. Das sollte das oberste Ziel für das Jahr 2025 sein – mögen die Weihnachtstage hierfür Kraft geben.

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