Es ist vollbracht – Roland Ries beginnt seine zweite Amtszeit

Die Rede fiel ihm sichtlich leicht - Roland Ries am Freitag nach seiner Wiederwahl als OB Straßburgs. Foto: Claude Truong-Ngoc / Wikimedia Commons

(KL) – Am Freitag war es dann so weit. Der Straßburger Stadtrat wählte Roland Ries erwartungsgemäß zum zweiten Mal zum Oberbürgermeister Straßburgs. In seiner Antrittsrede versuchte er dann ebenso erwartungsgemäß, sich als erster Bürger aller Straßburger zu präsentieren.

Nach den üblichen Danksagungen an Wählerinnen und Wähler, an Mitbewerber und Mitbewerberinnen, warf er gleich ein Zitat von Albert Camus ins Rennen, das nachdenklich stimmte. „Die Größe der Demokratie macht aus einem Bürger einen Menschen, der einräumt, dass ein Gegner auch Recht haben kann, der ihn deshalb sprechen lässt und akzeptiert, über dessen Argumente nachzudenken.“ Das klingt großartig und Chantal Augé und einige Vertreter der Grünen erinnerten sich sicherlich in diesem Moment daran, dass dieses Zitat in der Vergangenhit nur sehr bedingt auf den alten und neuen Straßburger OB zutraf.

Als Ries dann fortfuhr, dass das Wort „Demokratie“ in etwa „Macht des Volkes“ bedeutet und er feierlich schwor, nur das Interesse der Straßburger im Kopf zu haben, runzelte manch Zuhörer verstohlen die Stirn.

Seine Antrittsrede, so etwas wie eine lokale Regierungserklärung, ging auch auf die Öffnung Straßburgs hin zu den deutschen Nachbarn und Europa ein. In der Tat, in diesem Bereich tut sich etwas, mit der neuen Tramlinie nach Kehl, den urbanistischen Maßnahmen im Viertel Port du Rhin, mit der neuen „Eurometropole“. Nur, was diese „Eurometropole“ tatsächlich sein soll, will oder kann, das steht in den Sternen. Angesichts der angespannten politischen Lage in Paris hat man gerade auch nicht das Gefühl, als sei es eine der Prioritäten der französischen Regierung, am Konzept einer „Eurometropole“ zu basteln.

Bevor man sich genauer anschaut, was Roland Ries zum Thema „Bürgerbeteiligung“ meint, wäre es hilfreich, wenn man einmal am Oberrhein definieren würde, was man unter „Bürgerbeteiligung“ versteht. Denn dieses Konzept hat mit dem, was man in Deutschland und vor allem in der Schweiz unter „Bürgerbeteiligung“ versteht, ziemlich wenig zu tun. Egal, die Stimmung war am Freitag auf Grün gestellt.

Und ab und zu tut es auch gut, sich selbst ein wenig auf die Schulter zu klopfen, wenn es schon die anderen nicht tun – so wies Ries stolz darauf hin, dass das Magazin „Challenges“ die Stadt Straßburg zur „am zweitbesten verwalteten Stadt Frankreichs“ ernannt hat. Und jede Menge anderer Medien Straßburg jede Menge weiterer Titel verliehen haben. Was dann mit den Titeln, die sich Straßburg gerne selbst verleiht, eine ganze Menge Titel macht.

Der Rest, naja, was will man von einer Antrittsrede unter zivilisierten Menschen erwarten? Natürlich zeichnete Ries eine wundervolle europäische Zukunft für die Zuhörerschaft, natürlich beleidigte er weder seinen politischen Gegner noch seine innerparteilichen Gegner, und am Ende des Tages wird man Roland Ries auch nicht an dieser Rede messen, sondern an seinen Projekten.

Offen blieb allerdings eine Frage – nämlich ob sich Roland Ries 2020 mit dann 75 Jahren erneut als Hoffnungsträger an die Spitze der Stadt Straßburg wählen lassen will…

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