Es reicht!

Immer wieder betonen die internationalen Sportverbände, dass man „Politik und Sport nicht vermischen“ sollte. Doch sie tun nichts anderes, indem sie Unrechts-Regimes unterstützen.

So lange der Verbleib von Peng Shuai nicht geklärt ist, sollte kein Sportler mehr einen Fuss nach China setzen. Foto: Robbie Mendelson / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Ob der Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt? Seit Jahren kooperieren die internationalen Sportverbände mit Unrechts-Regimen, weil die am meisten dafür bezahlen, die großen Sportveranstaltungen auszurichten. Olympische Sommer- und Winterspiele in Sotchi und Peking, Fußball-WM und Formel 1 in Katar – und jetzt wird es unerträglich, dass die hoch korrupten Verbände weiterhin diejenigen unterstützen, die Menschenrechte mit Füßen treten. Es ist allerhöchste Zeit, über den Boykott der nächsten Großveranstaltungen nachzudenken und diese kurzfristig an andere Orte zu verlegen, wo Menschenrechtsverletzungen die Ausnahme und nicht die Regel sind.

Seit Peng Shuai einen früheren Vize-Premier der Vergewaltigung bezichtigt hat, ist sie „verschwunden“. Schlimmer noch: Die chinesische Regierung, die in Krisen-Kommunikation sehr ungeübt ist (normalerweise werden Themen, die der Regierung unangenehm sind, einfach totgeschwiegen), hat Fotos der früheren Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste veröffentlicht, die alles andere als ein Beweis für das Wohlergehen der Tennisspielerin sind. Der Umstand, dass sie diese Bilder nicht etwa selbst veröffentlicht hat, verhärtet den Verdacht, dass die Regierung sie „aus dem Verkehr gezogen hat“. Auch die hektische Ankündigung der Regierung, Peng Shuai würde „demnächst“ wieder öffentlich auftreten, ist alles andere als beruhigend.

Und nun ist es an der Zeit, dass sich die Sportverbände positionieren. - Die Olympischen Winterspiele stehen in wenigen Wochen an, und nachdem IOC-Chef Thomas Bach bereits bei der letzten Ausgabe im russischen Sotchi alles daran setzte, den Machthaber Putin hoffähig zu machen, wird er dieses Mal wohl das gleiche mit der chinesischen Regierung machen. Was nichts anderes bedeutet, dass das IOC „Politik und Sport“ vermischt, so wie es dieses IOC bereits 1936 mit Hitler-Deutschland getan hat.

Die Leidtragenden dieser hochpolitischen und ebenso hoch korrupten Vorgehensweise der Sportverbände, ob es nun das IOC oder die FIFA sind, sind einerseits die Sportler, die sich jahrelang auf diese Veranstaltungen vorbereiten und andererseits, die Menschen, die unter diesen totalitären Regimes leben. Die Sportverbände befinden sich seit jeher auf Seiten der Täter und ncht auf Seiten der Opfer.

Und jetzt? Was werden die Verbände tun? Druck ausüben und den Verbleib und die Sicherheit von Peng Shuai klären? Eine Sportlerin schützen oder weiter gefüllte Umschläge unter dem Tisch annehmen?

Der alte Slogan, man möge doch bitte nich Sport und Politik mischen, hat keine Gültigkeit mehr. Wäre es dem Sport mit den von ihm selbst propagierten Werten ernst, würden die Olympischen Winterspiele in China ebenso boykottiert wie die Fußball-WM in Katar. Da die Verbände schon viel zu viel Geld kassiert haben, um ihren Finanzpartnern inhaltlich Paroli zu bieten, darf man davon ausgehen, dass sie keinerlei Boykott ins Auge fassen. Und das wiederum wirft die Frage auf, wann sich die Welt des Sports entscheidet, alternative Verbände zu gründen, die den Sport in seiner Gesamtheit wieder den Werten eines Pierre de Coubertin näher bringen werden. Doch als allererstes hat die Welt ein Recht zu erfahren, was aus Peng Shuai geworden ist. Und zwar sofort.

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