Es wäre so einfach gewesen…

Der scheidende OB von Straßburg, Roland Ries, hat das Ende seiner politischen Karriere desaströs gestaltet. Dabei hätte er einfach nur schweigen müssen.

Schön, wenn sich alle verstehen. Aber Roland Ries, Emmanuel Macron und Alain Fontanel - das ist ein wenig wie ein "politischer Swingerclub"... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Bei der letzten Sitzung des Straßburger Stadtrats musste sich OB Roland Ries heftige Kritik anhören. Sein langjähriger Mitstreiter Philippe Bies warf ihm vor, seine politische Gesinnung verraten zu haben und nun ausgerechnet diejenigen vor der Stichwahl der OB-Wahlen am 28. Juni zu unterstützen, die während seiner gesamten Karriere seine politischen Gegner waren. Und damit hatte Bies nicht Unrecht.

Alleine schon die Tatsache, dass alle drei Kandidaten in der Stichwahl noch während der letzten Amtsperiode Mitglieder der von Ries geführten Mehrheit im Stadtrat waren, hätte Roland Ries eigentlich zur Neutralität verpflichten müssen, doch hielt er es für angebracht, seinem Kronprinzen Alain Fontanel seine Unterstützung zu geben. Doch Alain Fontanel ist inzwischen nicht nur treuer Anhänger von Emmanuel Macron, sondern auch Partner der konservativen Partei „Les Républicains“, mit deren Spitzenkandidaten Jean-Philippe Vetter eine gemeinsame Liste für die Stichwahl am 28. Juni gebildet wurde. Dass Roland Ries am Ende seiner politischen Karriere den Wahlkampf der „Rechten“ unterstützt, ist in der Tat ein Verrat an der sozialistischen PS, deren Mitglied er praktisch während seiner ganzen Karriere war.

Dass er eine persönliche Animosität mit der PS-Kandidatin Catherine Trautmann pflegt, das weiß man in Straßburg. Dass er vergessen hat, dass er seinen Posten den Grünen zu verdanken hat, das weiß man auch. Aber ist das ein Grund, seine politischen Überzeugungen über Bord zu werfen und für den politischen Gegner die Trommel zu rühren? Warum nur hat Roland Ries nicht einfach geschwiegen und darauf verzichtet, eine Wahlempfehlung abzugeben?

Seine Erklärung im Stadtrat klang wenig überzeugend – er unterstütze den Kandidaten Alain Fontanel, nicht aber die gemeinsame Liste mit den Konservativen. Bei einem solch großen Spagat kann man sich schnell die Adduktoren zerren… das ist ein wenig so, als würde Hubertus Heil den Kandidaten Friedrich Merz unterstützen, mit der Ansage, dass seine Unterstützung nur Herrn Merz, nicht aber der CDU gilt. Glaubwürdig klingt anders.

Doch diese politischen Manöver sind eigentlich eher schädlich – die Unterstützung durch Roland Ries wird die Liste Fontanel-Vetter eher Stimmen kosten. Wer auf der Zielgeraden seiner politischen Karriere seine ehemaligen Weggefährten verrät und sich dem politischen Gegner andient, der ist in der Bevölkerung nicht gerade ein Vorbild. Zumal dieser Verrat bereits vorher begonnen hatte, als Ries zum Erstaunen aller vorgeschlagen hatte, innerhalb der Regierungspartei LREM von Emmanuel Macron einen „linken Pol“ zu gründen, also die PS in den Dienst des politischen Gegners zu stellen.

Hätte sich Ries einfach zurückgehalten, hätte das jeder verstanden und er hätte in Stolz und Würde aus seinem Amt aussteigen können. So aber wird er in die Straßburger Annalen als ein OB eingehen, der am Ende seiner Karriere seine politischen Freunde, Ideale und Werte verraten hat. Ein ziemlich trauriger Abgang, der auf der Erinnerung an seine Amtszeit lasten wird. Schade.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste