Es war einmal… die PS, die Sozialistische Partei

Märchenstunde: Ja, es gab sie einmal, die Sozialistische Partei (PS) Frankreichs. Kaum zu glauben, aber wahr – vor weniger als einem Jahr stellte die PS sogar die Regierung!

Der letzte Mohikaner der PS verlässt das sinkende Schiff... Foto: Pymouss / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, wann der letzte Mohikaner in der französischen Regierung, Außenminister und Sozialist Yves Le Drian, seine Partei verlassen würde, war doch seine Partei schon gar nicht mehr seine Partei. Denn die PS hatte es Le Drian nicht verziehen, dass dieser das Angebot des neuen Präsidenten Emmanuel Macron angenommen hatte und in der Regierung geblieben war. Einer der Parteioberen, Stéphane Le Foll, hatte es auf den Punkt gebracht – „man kann nicht in der Regierung mit ihrer Mehrheit sitzen und gleichzeitig der Oppositionspartei angehören“. Und so endet die 44jährige Mitgliedschaft Le Drians in der PS.

Das Verhältnis zwischen Le Drian und der PS hatte sich in den letzten Tagen weiter zugespitzt, nachdem der nationale Koordinator der PS, Rachid Temal, mitgeteilt hatte, Le Drian könne nicht an den Wahlen beim anstehenden Parteitag der PS teilnehmen, denn „es sitzt kein Sozialist mehr in der Regierung“.

Jetzt müsste es dann aber auch langsam mal gewesen sein, mit der Flucht aus den bürgerlichen Parteien hin zur neuen Machtpartei „La République en marche“ (LREM) von Emmanuel Macron. Scharenweise sind Sozialisten, Zentrumspolitiker und Konservative aus dem bürgerlichen Lager zu LREM übergelaufen, auch wenn die neue Bewegung im Grunde immer noch kein klares Profil hat. Hauptsache weg aus dem Verliererlager der ehemaligen Volksparteien!

Es ist im Grunde unglaublich – vor weniger als einem Jahr stellte die PS mit François Hollande den Präsidenten und verfügte über die Mehrheit im französischen Parlament. Heute, ein Jahr später, ist nicht mehr viel von der PS übrig. Die mythische Parteizentrale in der Pariser Rue Solferino wurde für 45,5 Millionen Euro an den Klassenfeind verkauft, eine Immobilienfirma und die Auflösungserscheinungen sind nicht mehr wegzudiskutieren. Verzweifelt versucht die PS Neustart um Neustart, doch niemand konnte sich aus dem verbliebenen Häuflein als eine Art „Führungspersönlichkeit“ herauskristallisieren.

Dass nun auch Yves Le Drian das sozialistische Handtuch wirft, ist tatsächlich und so, wie Rachid Temal gesagt hatte, der Schlusspunkt einer sozialistischen Regierungsbeteiligung. Das Datum sollte man sich merken, denn bis wieder einmal ein französischer Sozialist auch nur in die Nähe eines Ministersessels kommt, dürfte es eine ganze, lange Weile dauern.

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