Es war vor 77 Jahren…

Vor 77 Jahren, am 20. Juli 1944, scheiterte das Attentat auf Adolf Hitler und damit der Versuch, die Nazis von der Macht zu putschen. Die Verschwörer des 20. Juli bezahlten ihren Mut mit dem Leben.

Unglaublich, dass Hitler dieses Attentat in der Wolfsschanze überlebte... Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1970-097-76 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – So richtig viele Widerstandskämpfer gab es in Nazi-Deutschland nicht. Gewiss, da waren die Geschwister Scholl, da war Georg Elser, dessen Attentat auf Hitler im Münchner Hofbräuhaus nur knapp scheiterte und – die Verschwörer des 20. Juli 1944. Doch die Bombe, die Claus Schenk Graf von Stauffenberg an diesem Tag in der Wolfsschanze bei einer Besprechung mit Hitler deponierte, war zu schwach und aufgrund verschiedener Umstände überlebte Hitler den Anschlag. Die bereits angelaufene „Operation Walküre“, mit der die Aufständischen in Berlin die Macht übernehmen und den Krieg beenden wollten, scheiterte, als klar wurde, dass Hitler den Anschlag überlebt hatte.

Die rund 200 hochrangigen Verschwörer, die das Ende von Nazi-Deutschland herbeiführen wollten, hatten dabei ganz andere Beweggründe als der Widerstand in anderen Ländern. Man sollte nicht vergessen, dass die hohen Militärs, die diesen Umsturz geplant hatten, bis zu diesem Zeitpunkt mit die wichtigsten Stützen des Nazi-Regimes waren und vor allem deshalb handelten, weil sie verstanden hatten, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen war und sie ihre Truppen vor dem sinnlosen Abschlachten schützen wollten. Bis heute streiten sich die Historiker um die Frage, ob dieses Attentat auch stattgefunden hätte, wäre Nazi-Deutschland zu diesem Zeitpunkt militärisch auf der Siegerstraße gewesen.

Entscheidend für das Scheitern des Anschlags war, dass Claus Schenk Graf von Stauffenberg nur eines der beiden Sprengstoffpakete scharf machte, das er dann im Führerhauptquartier deponierte. In der Hektik der Situation schaffte es der einarmige Stauffenberg nicht, Zünder in beiden Paketen zu platzieren, wobei es vermutlich gereicht hätte, wenn er das zweite Paket einfach mit in seine Aktentasche gepackt hätte.

Die Gräueltaten der Nazis, die systematische Ermordung von Juden, die Konzentrationslager, die Verwüstung ganzer Landstriche im Osten Europas, all das hatten die Verschwörer vom 20. Juli 1944 jahrelang mitgetragen. Das Attentat auf Hitler zielte nicht darauf ab, die unsäglichen Verbrechen der Nazis zu beenden, sondern eine militärische Situation zu schaffen, in der es möglich gewesen wäre, so die Hoffnung der Verschwörer, mit den Engländern und Amerikanern einen Teilfrieden zu schließen, um gemeinsam ein „Bollwerk“ gegen Russland zu errichten. Dass weder die Engländer noch die Amerikaner die leiseste Absicht hatten, zu diesem Zeitpunkt gegen ihre russischen Alliierten vorzugehen, verstanden die Verschwörer um Stauffenberg nicht.

Die Rache der Nazis war gnadenlos. Rund 200 hochrangige Verschwörer wurden in Schauprozessen unter dem fürchterlichen Richter Freisler zum Tode verurteilt und statt das Nazi-Regime zu schwächen, nutzte dieses das Attentat, um Hitler als „von göttlicher Fügung geschützt“ zu präsentieren.

Insofern ist das Attentat vom 20. Juli 1944 anders zu bewerten als der Alleingang eines Georg Elser, der früh erkannt hatte, was für eine Gefahr Hitler darstellte und ihn deshalb töten wollte. Auch die Geschwister Scholl wollten aufrütteln und warnen. Die Mitglieder der Gruppe um Stauffenberg hingegen hatten jahrelang zu den Tätern gehört und lediglich die Überzeugung, dass man den Krieg verloren habe, veranlasste sie zum Handeln.

Der deutsche Widerstand gegen die Nazis war zu keinem Zeitpunkt richtig organisiert, es gab keinen „Maquis“ wie in Frankreich, und der wichtigste Widerstand bestand aus einfachen Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens Juden und andere Verfolgte versteckten.

So richtig das Handeln der Mitglieder der Gruppe Stauffenberg 1944 auch war, als „Galionsfiguren“ des deutschen Widerstands eignen sie sich nur bedingt. Denn jahrelang hatten sie alles getan, um Nazi-Deutschland in seinen Angriffskriegen militärisch erfolgreich zu machen. Natürlich war das Attentat auf Hitler richtig und noch heute ist Deutschland froh, „Vorzeige-Widerständler“ feiern zu können. Doch wären die Mitglieder der Gruppe Stauffenberg echte Helden gewesen, wenn sie ihr Attentat 1938 oder 1939 verübt hätten. Doch zu diesem Zeitpunkt standen sie geschlossen hinter dem Führer…

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