EU-Kommission: He, Slowenien, geht’s noch?

Nachdem die slowenische Kandidatin für einen Kommissarsposten Alenka Bratusek im Europaparlament durchgefallen war, steht die Ersatzkandidaten Violetta Bulc bereits heftig in der Kritik.

Obere Reihe, dritte von rechts - Violetta Bulc, slowenische Ersatzkandidatin für den Kommissarsposten für Verkehr. Foto: Tamino Petelinsek - UKOM / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Herbert Reul, der Chef der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament, war nach der Sitzung der EVP-Fraktion mehr als aufgebracht. Grund für seinen Zorn war die neue slowenische Kandidatin für einen Kommissarsposten, Violetta Bulc. Es sei nicht hinnehmbar, dass eine Person, die in ihrem ganzen Leben noch nie politisch mit Verkehrsthemen befasst gewesen sei, so eine komplexe Materie bis zur geplanten Anhörung am Montag beherrschen kann. Doch abgesehen davon, dass diese Aussage auf die große Mehrheit der neuen EU-Kommissare zutrifft, gibt s noch einen anderen Grund für die schroffe Ablehnung der Kandidatin Violetta Bulc – deren Interesse an Esoterik.

Was allerdings so schlimm daran sein soll, dass eine Politikerin an Läufen über glühende Kohlen teilnimmt, was wohl auch jeder Konzernchef mit seinen Mitarbeitern bei „Incentive Days“ veranstaltet hat, verriet Reul nicht. Dass Violetta Bulc sich hinterher auf ihrem Blog über die “kosmische Erfahrung” freute, veranlasste Reul nachzufragen, ob man Violetta Bulc nicht einweisen lassen sollte – und da stellt sich dann die Frage, was schlimmer ist – ein Stammtischpolitiker, der laut poltert oder eine Kommissarin, die auch einmal außerhalb ausgetretener Pfade unterwegs ist.

Soweit, so schlecht. Natürlich ist es lächerlich, dass die Dame so hohe Wellen schlägt und in Parlamentarierkreisen bereits als „Junckers Schamanin“ bezeichnet wird. Viel ärgerlicher ist aber, dass Slowenien nun schon zum zweiten Mal eine offensichtliche Politiknovizin nach Brüssel schicken will, wobei man sich schon die Frage stellen muss, ob die slowenische Regierung gerade diejenigen nach Brüssel weglobt, mit denen man zuhause nichts mehr anfangen kann. Habt ihr denn in Slowenien keine Kandidaten, die ein wenig besser geeignet wären?

Das ist allerdings ein generelles Problem dieser Kommission, bei deren Besetzung Fachkompetenz wohl das einzige Kriterium war, das keine Rolle spielte. Leider steht die neue Kommission genau für das, was die Menschen vom Konzept Europa vertreibt. Die Posten wurden zwischen Fraktionen ausgedealt, nach dem Motto „stimmt für unseren Vollpfosten, dann akzeptieren wir auch euren“, wobei bei den Menschen weniger der Kompromiss im Gedächtnis bleibt, sondern die Tatsache, dass bei solchen Deals gleich zwei Vollpfosten in Positionen kommen, in denen sie für uns Europäer nicht viel Gutes bewegen werden.

Doch die Würfel sind im Grunde schon gefallen. Mit vereinten Kräften wird man Violetta Bulc durch die Anhörung am Montag durchschleusen und dann in der gleichen Woche das Gesamtpaket durchwinken. Dabei wäre es eigentlich die Aufgabe der gewählten Vertreter der Europäerinnen und Europäer, uns vor dieser Kommission zu bewahren. Und Herbert Reul muss sich nicht künstlich aufregen – wer Kommissare wie den Spanier Canas oder den Ungarn Navracsics akzeptiert, der sollte sich nicht über eine Violetta Bulc aufregen – wenn Reul unzufrieden ist, dann kann er ja seine Kollegen von der EVP überzeugen, Junckers Gesamtpaket platzen zu lassen.

Was immer jetzt dabei herauskommt, die Leidtragenden werden wir Europäer sein. Die einmal mehr eine Führungsetage bekommen, die sie nicht gewählt haben und die sie nie so besetzt hätten, wie Jean-Claude Juncker das getan hat. Wie ernüchternd, wenn man feststellen muss, dass wir noch so weit von einer richtigen, europäischen Demokratie entfernt sind.

1 Kommentar zu EU-Kommission: He, Slowenien, geht’s noch?

  1. Slowenien ist nicht in der Lage einen Komisar für diese Posten zu stellen. Wie soll das gehen, bei einem Staat von 2 Milj. Eionwohner und dabei mit komunstischen tendenzen. Zur eine rote Regierung das Land regiert.

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