Europa beendet nach und nach die sanitären Maßnahmen

Man könnte fast meinen, die Pandemie sei endgültig besiegt. Zahlreiche Länder heben praktisch alle Corona-Regeln auf – das dicke Ende wird im Herbst kommen.

Auch der Kollege kann die Maske schon bald abnehmen... Foto: Anthony Quintano from Westminster, United States / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Europa steht am pandemischen Scheideweg. Während die einen Länder diskutieren, mit welchen Maßnahmen sie im Herbst den zu erwartenden nächsten „Wellen“ begegnen wollen, werden in anderen Ländern kurzerhand sämtliche sanitären Maßnahmen abgeschafft. Und selbst nach zweieinhalb Jahren der Pandemie scheinen die politisch Verantwortlichen immer noch nicht begriffen zu haben, dass es sich um ein weltweites Phänomen handelt, das man nicht national oder gar regional regeln kann. Nur auf die Idee, diese Pandemie auf europäischer Ebene zu bekämpfen, auf die kommen unsere Staatenlenker nicht.

In Frankreich sind inzwischen sämtliche Covid-Maßnahmen aufgehoben, bis auf die Möglichkeit, an den Landesgrenzen von Reisenden Nachweise über Impfungen oder Genesungen einzufordern. Österreich schafft die Pflicht zur Isolation für Infizierte ab – wer infiziert ist, sich aber gut fühlt, darf ab sofort das Virus ungehindert im öffentlichen Raum verbreiten. Allerdings wird „empfohlen“, dass Infizierte eine FFP2-Maske tragen, wenn sie sich an Orten aufhalten, an denen ein Abstand von 2 Metern zu Mitmenschen nicht möglich ist. Kontrollieren wird das natürlich niemand können. Anderswo, beispielsweise in Deutschland, bereitet man sich fiederhaft auf die Herbstwelle vor, vor der Gesundheitsminister Karl Lauterbach eindringlich warnt.

Man könnte das Gefühl bekommen, dass es sich nicht um das gleiche Virus handelt – so unterschiedlich sind die Strategien in der Bekämpfung und der gesellschaftlichen Organisation rund um diese Pandemie. Wie kann es nur sein, dass nach zweieinhalb Jahren der erfolglosen Bekämpfung dieser Pandemie, bei der man einzig und allein auf Impfstoffe setzt, die weder eine Infektion, noch die Weitergabe des Virus verhindern, dafür aber pharaonische Summen in die Kassen von Big Pharma spülen, immer noch nicht so weit ist zu verstehen, dass man eine Pandemie nicht auf nationaler Ebene bekämpfen kann? Der Flickenteppich der Maßnahmen quer durch Europa wird langsam lächerlich und es darf sich niemand wundern, dass die Bevölkerungen dieses kollektive Versagen der europäischen Politiker nicht mehr sonderlich beeindruckend finden.

Es wäre ehrlicher, würde die Politik einräumen, dass sie keine Ahnung hat, wie man eine solche Pandemie bekämpfen kann und die Menschen aufruft, sich so gut, wie es eben geht, selbst zu schützen. Durch die Abschaffung sämtlicher Covid-Regeln lässt man die Bevölkerung ins offene Messer rennen und schafft die Grundlage, im Herbst wieder extrem restriktive Maßnahmen zu ergreifen, mit dem Hinweis darauf, dass sich die Bevölkerung „unverantwortlich“ verhalten habe. Doch nicht die Bevölkerungen sind „verantwortungslos“, sondern die Politiker, die auch nach zweieinhalb Jahren immer noch mit denjenigen Strategien herumstümpern, die sich seit Beginn der Pandemie als erfolglos erwiesen haben. Freuen wir uns also auf den Herbst, wenn die Politik uns wieder dafür leiden lässt, was sie selbst seit so langer Zeit in den Sand setzt. Und jede Wette – die Schuld an der Entwicklung werden wieder wir tragen, wer sonst?

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