Europa braucht ein besseres Marketing

Die Association Parlementaire Européenne (APE) in Straßburg hat eine interessante Begegnung zwischen Studenten und Europaabgeordneten organisiert. Star des Abends war aber Catherine Trautmann.

Spannende Diskussionen zwischen Studenten und EU-Politikern in der APE. Foto: Michael Magercord / Eurojournalist(e)

(WB) – Ungezwungene Begegnungen zwischen jungen Menschen und Politikern sind selten. Eine solche fand am Mittwochabend in der „Association Parlementaire Europe“ in Straßburg statt – zahlreiche Studenten trafen auf Catherine Trautmann und mehrere Europaabgeordnete, um über das ziemlich breit gefasste Thema „Welche Zukunft bietet Europa seiner Jugend?“ zu sprechen. Nach einem Einführungsvortrag von Catherine Trautmann, die es immer wieder schafft, trotz aller europäischen Schwierigkeiten das Gefühl zu vermitteln, dass Europa nach wie vor eine großartige Zukunft vor sich hat, ging es in die Diskussionsrunde. Die von Minute zu Minute immer interessanter wurde.

Die Teilnehmer verließen schnell die Aufzählung der Themen, in denen sich Europa gerade nicht mit Ruhm bekleckert – Brexit, Flüchtlingsfrage, Griechenlandkrise, TTIP, die Liste war einfach zu lang, um auf alle diese Punkte konkret einzugehen. Während die Abgeordneten einerseits die Ansicht vertraten, man dürfe Europa nicht mit Erwartungen überfrachten, dass man Europa besser im Internet und in den Schulen kommunizieren müsse (wobei nicht besprochen wurde, warum sie es dann nicht einfach machen…), vertraten die Master-Studenten aus verschiedenen Ländern ganz konkrete Meinungen.

Obwohl die EU viele positive Dinge leistet und geleistet hat, wird das Konzept „Europa“ außerhalb der europäischen Metropolen kaum noch wahrgenommen und wenn, dann vor allem als Ärgernis. Eine spanische Studentin, die in Straßburg studiert, brachte es auf den Punkt: „Wenn ich hier in Straßburg bin, dann erlebe ich Europa im Alltag und das ist auch gut so. Aber wenn ich in den Semesterferien in Madrid bin, interessiert sich keiner meiner Freunde für Europa…“ und einer ihrer Kommilitonen ergänzte, dass „Europa schlechtes Marketing betreibe“.

Für den Eurojournalist(e)-Moderator dieses Abends wurde es dann etwas schwieriger, als eine italienische Abgeordnete anregte, man möge doch ein europäisch orientiertes Online-Medium erschaffen… das es bereits seit Jahren gibt und dem in 8 Jahren seiner Existenz die europäischen Institutionen jegliche Unterstützung verweigerten. Egal, die Debatte nahm immer mehr an Fahrt und Qualität auf.

Der „europäische Fels in der Brandung“ des Abends war Catherine Trautmann. Mit einer Überzeugung, die man sich von vielen der Technokraten im Parlament wünschen würde, entwarf sie Lösungswege, mahnte vor der Gefahr des Auseinanderbrechens der Union, machte sich für Programme stark und stellte Europa mit ihrer Sachkenntnis und Einstellung genau als das dar, was alle fordern: ein „sexy“ Europa. Ein Europa, bei dessen Ausgestaltung es natürlich noch hapert, aber auch ein Europa, das die Zukunft der nächsten Generationen sichern kann, wenn es gelingt, sich endlich vom intergouvernementalen Europa zu verabschieden und einen gesunden Föderalismus einzuführen, der es ermöglichen würde, eine gemeinsame Politik in Bereichen wie Soziales, Sicherheit, Steuern und anderen zu führen.

Abende wie der Mittwochabend in der APE gehören zu den wichtigen Gelegenheiten, bei denen sich die Europäerinnen und Europäer mit ihren Abgeordneten austauschen können – und davon wünscht man sich mehr!

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