Europa – immer kleiner statt immer größer

Der Trend ist eindeutig - statt in größeren Zusammenhängen zu denken, orientieren sich die Europäer an immer kleineren Einheiten. Auch in der Schweiz, wo beide Baseler Kantone nicht fusionieren werden.

Im konservativen Basel-Land bleibt alles so, wie es immer war. Klein und sehr uneuropäisch. Foto: B. Roggenburg / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Schottland, Katalonien, das Friaul – überall streben die Menschen nach mehr Regionalität und weniger übergeordneten Zusammenhängen. Die Schweiz macht da keine Ausnahme – am Wochenende stimmten die Bewohner der beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Land bei einer Volksabstimmung gegen eine Fusion der beiden Kantone. Damit alles so bleibt, wie es immer schon war.

Das Thema ist nicht neu, sondern kommt alle paar Jahre wieder auf die Tagesordnung. Während die Befürworter einer solchen Fusion anführen, dass eine gemeinsame Kantonalverwaltung erhebliche Einsparungen ermöglichen würde, fürchten die Einwohner des ländlichen Basel nicht nur um ihre traditionelle Eigenständigkeit, sondern vor allem, dass sie für die deutlich schlechteren Finanzen des Kantons Basel-Stadt geradestehen müssen.

Die Präferenzen sind zwischen beiden Kantonen klar verteilt. Während sich in Basel-Stadt 55 % der Wähler für die Fusion aussprachen, stimmten in Basel-Land satte 70 % gegen die Zusammenlegung beider Kantone. Womit die Zusammenlegung wieder einmal für ein paar Jahre vom Tisch ist.

Die Parallelen zur geplanten Gebietsreform in Frankreich und speziell im Elsass springen ins Auge. Zwar ist man sich generell einig, dass es nicht so weitergeht wie bisher, doch Veränderungen sollen bitteschön nur die anderen betreffen – das nennt man das Sankt-Florians-Prinzip.

Doch was steckt hinter diesem Festklammern an einem Statuts Quo, den die Menschen nicht müde werden zu kritisieren? Es ist die Angst vor dem, was heutzutage in diesen größeren Zusammenhängen passiert und von dem die Menschen das Gefühl haben, diese Dinge nicht beeinflussen zu können. Dies betrifft sowohl die internationalen Konflikte wie die nationale Politik, die sich viel zu weit von den Menschen entfernt hat, um noch als etwas betrachtet zu werden, in dem der Mensch eine Rolle spielt. Daher ist die Flucht in die Regionalität und kleine bis kleinste Strukturen der Ausdruck des Misstrauens gegenüber dem, was in den Hauptstädten der Länder und Europas passiert.

Die immer stärker werdende Regionalisierung Europas ist nicht etwa eine positive Entwicklung hin zu einem „Europa der Regionen“, sondern ein gelebtes Misstrauensvotum gegenüber den großen Strukturen der nationalen und europäischen Politik. Schade, dass die traditionellen Parteien in ganz Europa diesen stummen Aufschrei der Menschen in den Regionen nicht hören – das Ignorieren dieses Trends wird zwangsläufig zu einem weiteren Rückzug der Bürgerinnen und Bürger aus der Politik führen. Was dann wiederum denjenigen Tür und Tor öffnet, die Europa und seine Länder wieder in neue Katastrophen stürzen wollen.

1 Kommentar zu Europa – immer kleiner statt immer größer

  1. Vergessen Sie nicht Elsass-Utopia, freies Land . Wenn mann schon niemanden anders leiden kann , zieht man nirgendwo hin?

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