Europa in der Krise? Da hilft nur „Wu Wei“.

Die beiden Spitzenpolitiker Michel Sapin (Frankreich) und Wolfgang Schäuble (Deutschland) sind sich der Sinnkrise Europas voll und ganz bewusst. Und schlagen einen taoistischen Lösungsweg vor. Das Wu Wei.

Ein toller Tipp zur Lösung der Priobleme Europas - das "Wu Wei"... Foto: Jacques Schmitt

(KL) – Wenn es mal richtig hart auf hart kommt, hilft manchmal ein altes chinesisches Konzept der Taoisten, das „Wu Wei“. Das auf jeden Fall empfahlen Wolfgang Schäuble und sein französischer Kollege Michel Sapin bei der „Herbst-Universität“ der Europaunion in Straßburg. Übersetzt bedeutet „Wu Wei“ so viel wie „nichts tun“ oder „nicht handeln“. Angesichts der wortreich erläuterten Empfehlung, tatenlos zuzusehen, wie Europa an die Wand fährt, versteht man langsam, warum es unser wunderbarer Kontinent so überhaupt nicht schafft, sich aus seinen Krisen heraus zu arbeiten.

Wie es um Europa bestellt ist, das muss niemand den Herren Schäuble und Sapin erzählen, das haben sie ja auch in ihrem gemeinsam geschriebenen Buch deutlich klar gelegt. Zwar stammen beide aus verschiedenen politischen Familien, der knorrige Schäuble vom eher konservativen Block der CDU und Sozialist Sapin aus der anderen Ecke, aber über eine gemeinsame Feststellung, dass es Europa wirklich nicht gut ist, kommen sie nicht hinaus.

Dabei sind in der Europaunion, die diese „Herbst-Universität“ in Straßburg organisiert hatte, viele überzeugte Europäer, die sich fragen, warum die europäischen Verantwortlichen nicht endlich den Umbau in ein föderalistisches Europa starten, von dem klar ist, dass es die politische Lähmung der europäischen Institutionen lösen und Europa deutlich demokratischer gestalten könnte. Doch das ist dann für die Herren Sapin und Schäuble schon wieder etwas zu viel der Lösung. Nur – was fängt man mit der Aussage an, dass es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt sei? Wann bitteschön wäre denn der richtige Zeitpunkt Europa zu retten? Nach dem Kollaps des Kontinents? Nach dem III. Weltkrieg ? Nach dem Auseinanderbrechen der Institutionen?

Ein föderales Europa, das mit qualifizierten Mehrheitsentscheidungen „echte“ Politik und nicht nur Erfüllungsdienste für die Großfinanz leistet? Öh, dann doch lieber nicht. Oder zumindest nicht jetzt. Und ohne es richtig zu wollen, zeigten die Herren Sapin und Schäuble, warum es Europa so schlecht geht. Es ist nicht die europäische Idee, es sind nicht die europäischen Werte – das Problem sitzt in der Chefetage. Die alten Herren der Europapolitik haben den Anschluss an die Welt von heute verloren, stehen den dringend erforderlichen Reformen mit dem wunderbaren Argument „das haben wir doch schon immer so gemacht“ verschlossen gegenüber und sind nicht mehr in der Lage, Europa einen neuen Impuls zu geben.

Von alleine werden die „alten Krokodile“ die saftigen Sümpfe der Europapolitik nicht verlassen. Und wenn sie nicht bereits sind, diesen unseren Kontinent einer neuen Generation zu überlassen, die besser versteht, wie die Welt von heute tickt, dann gibt es nur eines – die nächsten Europawahlen 2019. Und diesen Termin sollten wir nicht verpassen, sondern endlich unser Wahlverhalten ändern. Aufhören, reflexartig immer wieder für die zu stimmen, die außer dem taoistischen „Wu Wei“ keine Ideen mehr haben, wie man das Chaos aufräumen kann, das sie angerichtet haben. Bleibt zu hoffen, dass die Schäubles, Sapin & Co. bis dahin nicht noch mehr Unheil anrichten können als sie es schon getan haben…

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