Europa wird immer europäischer

Der Ukraine-Krieg zwingt die Europäer, in vielen Bereichen endlich das Richtige zu tun. Wie die Gründung einer neuen nordeuropäischen Energie-Allianz.

In Nord- und Ostsee werden mehr Windparks und "grüne Energie-Inseln" entstehen. Foto: Martin Nikolaj Christensen from Sorø, Denmark / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Wladimir Putin hat mit dem Ukraine-Krieg eines geschafft – er hat die Solidarität der Europäer auf eine ganz neue Ebene gebracht. So wurde nun im dänischen Esbjerg beschlossen, bis zum Ende des Jahrzehnts eine nordeuropäische Energie-Allianz zu schaffen, in deren Rahmen von Belgien, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden Offshore-Windparks in der Nordsee installiert werden sollen, die laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erstmals „echte europäische Kraftwerke“ sein werden.

Bei einem Treffen der Energieminister der vier Länder (in Deutschland fällt das Energiemanagement in die Zuständigkeit des Wirtschaftsministers) im dänischen Esbjerg wurde nun eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet, die zwei Dinge zum Ziel hat. Zum einen soll die energietechnische Abhängigkeit von Russland auf Null gefahren werden und zum anderen zielt das Projekt natürlich auch auf den Umweltschutz. Die Kapazität der geplanten Anlagen soll 65 GW betragen und bis 2025 auf 150 GW ausgebaut werden.

Das Projekt ist in der Tat sehr ambitioniert. Geplant sind hybride „Energieinseln“ im Offshore-Bereich, auf denen nicht nur Windparks, sondern auch Knotenpunkte für Stromnetze entstehen sollen, mit denen dann auch beispielsweise Wasserstoff verarbeitet werden kann. Ziel ist es, dass die Nordsee die „Green Power Plant of Europe“ wird.

Robert Habeck freute sich nach der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung: „Die Projekte sollen gemeinsam entwickelt, gemeinsam finanziert und der Strom gemeinsam verteilt werden.“ Dänemark und Belgien haben sich bereit erklärt, vor ihren Küsten jeweils eine solche „grüne Energieinsel“ einzurichten, Deutschland und Dänemark planen gemeinsam eine solche Energieinsel in der Ostsee.

Und plötzlich wird der Königsweg für die europäische Energie-Zukunft sichtbar – die Entwicklung kann aus vielen Gründen nur in Richtung der Erneuerbaren Energien gehen und in diesem Bereich muss die Strategie lauten, dass man diejenigen Erneuerbaren Energien nutzt, die unter den jeweiligen Gegebenheiten am sinnvollsten sind. Und in Nordeuropa ist der mächtigste Energieträger eben der Wind. Anderswo könnte man sich durchaus vorstellen, vergleichbare Projekte in den Bereich Solarenergie, Hydraulik und anderen anzugehen.

Wladimir Putin ist es also trotz aller Bemühungen nicht gelungen, Zwietracht in die EU zu tragen, ganz im Gegenteil. Zwar wären solche Projekte schon seit langen Jahren möglich gewesen, doch brauchte es offenbar den extremen Druck von außen, damit die Europäer anfangen, sich wie Europäer zu benehmen. Das Projekt „Green Power Plant of Europe“ ist bemerkenswert und zukunftsweisend. Und wenn Putin noch lange so weitermacht wie heute, dürften wir die Entwicklung vieler weiterer, hoch interessanter europäischer Projekte miterleben.

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