Europahauptstadt?

Im Vergleich zu anderen europäischen Städten ist Straßburg eher diskret. Doch statt ständig nur darüber zu jammern, dass man den Sitz des Parlaments verlieren könnte, sollte man lieber handeln.

In Brüssels Innenstadt sieht man viele solcher Schaufenster - in Strassburg leider nicht. Warum eigentlich? Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Straßburg ist eine der Europahauptstädte und würde man dies nicht wissen, so würde man es kaum merken, wenn man in der Stadt ist. Wer schon einmal in Brüssel oder Luxemburg war, der weiß, wie es aussieht, wenn sich eine Stadt offensiv und positiv zu ihrer europäischen Identität stellt. Selbst Städte, die nicht über den Titel einer Europahauptstadt verfügen, wie beispielsweise Lille, haben ein deutlich europäischeres Gesicht als Straßburg.

Rund um den Großen Platz im Herzen Brüssels ist alles europäisch. Da gibt es kleine Läden, in denen alle angebotenen Produkte europäisch gestaltet sind. T-Shirt, Sweat-Shirts, Flaschenöffner, Caps, Regenschirme, Bürogarnituren, Aktentaschen – alles in Blau mit goldenen Sternen. Das mögen zwar „Gadgets“ sein, aber es sind europäische Gadgets. In Straßburg findet man auch kleine Andenkengeschäfte in der Innenstadt – doch hier gibt es vor allem Störche, Elsässer Töpferwaren und die beliebten rot-weißen Stoffe. Doch wenn die Stadt lieber ihren Status als Hauptstadt des Elsass als den einer Hauptstadt Europas vorzeigt, warum jammert sie dann ständig, dass sie den Sitz des Europäischen Parlaments verlieren könnte?

Nehmen wir das Beispiel Lille, obwohl die Stadt im Norden Frankreichs nicht einmal eine Europahauptstadt ist. Als „Grenzstadt“ zu Großbritannien und aufgrund der unmittelbaren Nähe zu Belgien ist in Lille praktisch alles europäisch. Nicht nur, dass fast jedes zweite Geschäft in der Stadt ein „Euro-„ im Namen trägt, man sieht auch überall fröhlich Europafahnen im Wind flattern und fast alle Schilder sind in drei, manchmal auch vier oder fünf Sprachen gehalten. Französisch, Englisch, Flämisch sind Standard, oft kommen noch andere Sprachen dazu. In Straßburg legt man dagegen mehr Wert auf eine zweisprachige Beschilderung Französisch-Elsässisch, was ebenfalls mehr dafür spricht, dass man in Straßburg eher den Status der Hauptstadt des Elsass in den Mittelpunkt stellt als denjenigen der Europahauptstadt.

Klar, Straßburg hat sich eine „Task Force“ gegeben, deren Aufgabe es ist, den Status als Europahauptstadt zu stärken, sichtbarer zu machen und somit langfristig zu sichern. Ausgestattet mit dem sensationellen Budget von 50.000 € im Jahr arbeiten hier Topspezialisten an der europäischen Identität Straßburgs. Sie haben von den Aktivitäten dieser „Task Force“ noch nichts mitbekommen? Wir auch nicht. Doch es wäre zu einfach, nur die Stadt für diesen Mangel an gelebter Begeisterung für Europa verantwortlich zu machen. Alle aktiven Kräfte der Stadt sind gefragt, wie beispielsweise die sonst so aktiven Einzelhändler, die Vereine, Verbände, Initiativen, Einzelpersonen. Wie gesagt, Europa kann man nicht dekretieren, die Menschen müssen es leben.

Wenn man Europahauptstadt sein will, dann reicht es nicht, weinerliche Petitionen in den Sozialen Netzwerken zu lancieren, die ohnehin nur von Straßburgern unterzeichnet werden, da muss schon etwas mehr kommen. Wenn man sich die entsprechenden Investitionen anschaut, könnte man das Gefühl bekommen, dass es Straßburg wichtiger ist, die Hauptstadt des Elsass, der Weihnacht, der Brezel zu sein als die Hauptstadt des demokratischen Europas.

Europa, das ist etwas, was man nicht dekretiert, sondern das man leben sollte. Doch in Straßburg ist man derart mit Fragen der regionalen Identität beschäftigt, dass man offenbar vergessen hat, dass der wichtigste Status der Stadt derjenige einer Europahauptstadt ist. Nur – wenn man diesen nicht proaktiver fördert und entwickelt, die Bürgerschaft und die Touristen mit dieser europäischen Identität mitnimmt, und sich stattdessen nur in weinerlichem Ton beschwert, dass das Parlament wegziehen möchte, dann wird dies eines Tages passieren. Es wäre an der Zeit, dass das Thema „Europa“ in Straßburg nicht nur theoretisiert, sondern endlich positiv in der Praxis gelebt wird.

 

3 Kommentare zu Europahauptstadt?

  1. Yveline MOEGLEN // 15. August 2019 um 1:29 // Antworten

    Oh…!! NEIN !!!
    Contrairement à Bruxelles STRASBOURG n’est pas une capitale nationale.
    Elle est : ville siège du Parlement Européen et du Conseil de l’Europe et de structures européennes et internationales !
    On ne peut pas comparer STRASBOURG à d’autres villes car STRASBOURG est unique !
    STRASBOURG correspond parfaitement à ce que souhaite la nouvelle génération européenne, habituée à l’international mais aussi à la recherche d’une vie sociale et familiale et culturelle authentique , éloignée des centres bouffeurs d’ énergie humaine …..
    En interrogeant les diplomates représentants leurs pays auprès du CE , les juristes et avocats de la cour européenne des Droits de l’Homme, les chercheurs et universitaires internationaux , les chefs d’entreprises et j’en passe …. Ceux qui viennent à STRASBOURG … avec leur famille sont sans exception ravis de pouvoir enfin vivre dans une ville où se parlent toutes les langues, où se mélangent toutes les cultures … , une ville à l’échelle humaine car non capitale nationale !
    Si au niveau européen tant de personnes s’expriment contre l’Union Européenne , se replient sur elles-mêmes en votant pour des partis nationalistes , c’est qu’elles ont peur d’un avenir qu’elles voient tel un gouffre … un puit sans fond ….un avenir incertain et irrespectueux des règles de vie élémentaires qui ont pour ciment : l’HUMAIN .
    Tous les pays de l’UE sans exception proposent de vivre soit en zones fortement urbanisées soit en zones rurales abandonnées !
    A STRASBOURG nous avons un mélange des deux : la ville et la nature !
    De plus , si STRASBOURG était si peu européenne, elle n’intéresserait même pas les touristes du monde entier !…..
    Strasbourg n’a jamais cessé de regarder vers le futur …., elle est la ville cosmopolite de plus en plus convoitée par tous ceux qui précisément fuient les grandes capitales !

  2. Donc, tout va bien dans le meilleur des mondes. Une belle justification pour ne pas se mobiliser pour une identité européenne plus visible et plus forte. L’auto-satisfaction strasbourgeoise sera donc de mise – jusqu’au jour où on perd de siège du Parlement. Hoplà !

  3. Yveline MOEGLEN // 16. August 2019 um 10:07 // Antworten

    Ce n’est pas de l’autosatisfaction, c’est une analyse basée sur des réalités.!
    Cher Kai , heureusement que nos partenaires européens voire internationaux qui ont à faire à Strasbourg et qui expriment leur satisfaction ont quant à eux un véritable esprit international et se refusent de déglinguer avec autant de “haine” STRASBOURG ….qui leur plaît et les satisfait !
    Tu devrais , au lieu de donner un avis personnel, interviewer celles et ceux qui sont directement concernés par les activités internationales de notre ville et de notre région.
    C’est faire une offense à tous ceux qui s’activent dans ce domaine que d’écrire : qu’ ils font de l’autosatisfaction et qu’ ils ne se mobilisent pas !
    Je croyais qu’ Eurojournalist était un journal qui donne de l’info basée sur des réalités et des analyses justes et non superficielles !
    Je constate qu’il communique : des avis et ressentis..ce qui l’apparente davantage à un “blog”!
    C’est probablement la raison de l’absence de réactions aux articles…..

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