Ex-Präsident Nicolas Sarkozy im Polizeigewahrsam

Der ehemalige Präsident verstrickt sich gerade in einer Reihe von Skandalen und bei der Aufarbeitung dieser Skandale entdeckt Frankreich ein seltsames System.

"Impasse Sarkozy" bedeutet "Sackgasse Sarkozy". Und in die hat er sich nun ganz tief hinein manövriert. Foto: Orrling / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – In der Welt von Nicolas Sarkozy ging es bislang meist schwarz-weiß zu. Grauzonen gab es für den früheren Präsidenten nicht, Negativzonen allerdings auch nicht. Wie ein Monarch regierte Sarkozy Frankreich, gestärkt von dem wohligen Gedanken, dass Gesetze ohnehin nur für andere zählen. Doch jetzt entdeckt er eine ganz neue Lebenserfahrung. Das Sitzen hinter einer Tür, die keine Klinke hat.

Schadenfreude ist hier sicher nicht angebracht. Man sollte niemandem wünschen, hinter Gittern zu sitzen. Doch interessant ist die Entwicklung des Verfahrens allemal. Es geht um die Wahlkampffinanzierung von Sarkozys UMP, bei der Gelder des damaligen libyschen Diktators Ghaddafi geflossen sein sollen. Und dazu geht es um eine riesige Vertuschungsaktion, bei man sich gegenseitig abhörte, bei der Sarkozy und sein Anwalt Thierry Herzog Handys benutzten, die auf Phantasienamen angemeldet waren und während ihrer Gespräche verwendeten die beiden Tarnnamen. Wie in einem B-Movie.

„Amtsmissbrauch“, lautet einer der weiteren Vorwürfe gegen Sarkozy. Mehrfach soll er versucht haben, illegal Informationen über den Stand des Verfahrens zu erhalten, zum Beispiel, indem er hohen Magistraten noch höhere Posten in Aussicht stellte. Womit wohl auch noch Korruption auf die Rechnung kommt.

Zum ersten Mal musste ein französischer Ex-Präsident hinter Gitter. Der Polizeigewahrsam („garde à vue“) ist eine Art Vorstufe zur Untersuchungshaft, die aber nicht zwangsweise verhängt werden muss. Dieser Freiheitsentzug, der ungefähr dem deutschen „vorläufig festgenommen“ entspricht, markiert das Ende der politischen Ambitionen des konservativen Wirbelwinds, der zuletzt offen über eine Rückkehr an die Spitze der angeschlagenen UMP nachdachte. Doch daraus wird nun nichts mehr.

Die Liste der Skandale ist einfach zu lang geworden – Sarkozy kann bislang die Vorwürfe nicht entkräften und dieses Mal auch nicht auf eine Verfahrenseinstellung wie beim Skandal um die L’Oréal-Erbin Bettencourt hoffen. Dazu kommen in jeder Ermittlungsstufe auch noch neue Skandale und Skandälchen ans Tageslicht, die sich nun summieren. Wie beispielsweise die Art der Auftragserteilung an Umfrage-Institute während der Amtszeit von Sarkozy.

Das wäre doch jetzt mal der richtige Zeitpunkt, der Politik endgültig den Rücken zu kehren und sich von Carla Bruni trösten zu lassen. Der Weg zurück in eine politische Zukunft bleibt für Sarkozy auf jeden Fall verschlossen.

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