Exklusiv – François Hollande auf Eurojournalist(e)

François Hollande hat auf unsere Fragen zu den deutsch-französischen Beziehungen während seiner Amtszeit geantwortet. Manchmal täuscht der Schein - Angela Merkel und François Hollande standen sich ziemlich nahe.

François Hollande hatte eine bessere Beziehung zu Angela Merkel, als man das denken könnte... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Nur eine Woche nach dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron war sein Vorgänger François Hollande ebenfalls in Straßburg, um hier sein neues Buch vorzustellen, „Les leçons du pouvoir“ („Die Lektionen der Macht“). Im Rahmen dieses Besuchs konnten wir ihm einige Fragen zu den deutsch-französischen Beziehungen stellen.

Monsieur le Président, im Jahr 2012, bei Ihrer Rede in Ludwigsburg, konnte man den Willen zur Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen spüren. Aber letztlich gab es keine großen Fortschritte während Ihrer Amtszeit – wer hat gebremst, Paris oder Berlin?

François Hollande: Niemand hat gebremst, wir waren ja auch damals in den Vorbereitungen zum 50. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags, es gab viele Treffen zur diesem Thema und wir konnten in diesem Zusammenhang die Beziehungen zwischen den Jugendlichen beider Länder entwickeln. Dazu haben wir mit Frau Merkel auch Europa vorangebracht, trotz aller unserer Unterschiede. Wir hätten die Bankenunion, die Rettung der Eurozone, den Verbleib Griechenlands im Euro oder die gemeinsame Arbeit in der Ukraine nicht schaffen können, gäbe es nicht die deutsch-französische Freundschaft.

Und diese deutsch-französische Freundschaft war keine Einbahnstraße, sondern ging in beide Richtungen?

FH: Ich vergesse nicht, wie wir Deutschland in der Flüchtlingskrise beigestanden haben, mit der notwenigen Hilfe und Solidarität, die andere Länder in dieser Situation vermissen ließen. Und ebenso wenig vergesse ich die Geste von Frau Merkel, als sie im Januar 2015 nach Paris kam, als wir von den Attentaten auf Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt erschüttert waren. Und natürlich standen wir auch an ihrer Seite, als es in Berlin ebenfalls zu Terrorangriffen kam.

Man kann also sagen, dass Sie und Angela Merkel in den richtig schwierigen Momenten auch dank dieser deutsch-französischen Freundschaft in Ihren jeweiligen Ländern die Ruhe bewahren konnten…?

FH: Ja, sie hat sofort verstanden, dass damals nicht nur Frankreich angegriffen wurde, sondern ganz Europa und dass wir vom gleichen Phänomen bedroht wurden. Wir standen an der Seite von Angela Merkel, als sie ihre Tragödien in Deutschland erlebte. Und ich erinnere mich auch an diesen Moment, von dem ich allerdings nicht in meinem Buch berichte, als der Absturz der Germanwings passiert war und die Kanzlerin und ich im Hubschrauber über die Absturzstelle flogen – dies war ein sehr emotionaler Moment zwischen Frau Merkel und mir.

Sie erwähnen Ihr Buch „Les leçons du pouvoir“ – welche Lektion haben Sie ganz persönlich aus fünf Jahren Ihrer Präsidentschaft gelernt?

FH: es geht immer um die Konstanz. Man muss in der Lage sein, unter allen Umständen durchzuhalten …

Monsieur le Président, vielen Dank für Ihre Antworten.

Les leçons du pouvoir, von François Hollande, Editions Stock, ISBN 978-2-234-08497-1, 407 Seiten, 22 €.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste