Ey, haste mal ‘ne Quintillarde?

Russland ist sauer auf Google, da das US-Unternehmen die Propaganda-Sender des Kreml gesperrt hat. Um die Strafe zu zahlen, müsste Google Onkel Dagoberts Geldspeicher knacken.

Weltrekord! Google ist von einem russischen Gericht zur höchsten Geldstrafe der Geschichte verurteilt worden - 20 Quadrilliarden Euro... Foto: The Pancake of Heaven! / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Offenbar ist Russland wirklich sauer, dass Google die Verbreitung der Kreml-Propaganda einfach gesperrt hat. Also deswegen, was Russland systematisch mit allen Sites und Kanälen macht, die dem Kreml nicht passen. Das klingt alles in diesen Zeiten noch halbwegs normal und nachvollziehbar. Abenteuerlich wird es, wenn man hört, welche Strafe ein russisches Gericht gegen das Unternehmen aus dem kalifornischen Montain View verhängt hat. Es geht um schlappe 20 Quintilliarden Euro…

Aber was ist bitteschön eine Quintillarde? Seit diese Zahl bekannt wurde, streiten sich die Medien, ob das eine Zahl mit 33, 34 oder gar 36 Nullen ist. Laut Google selbst ist eine Quintillarde eine 1 mit 33 Nullen. In Rubel ausgedrückt, da muss man Google noch einmal bemühen, entspricht dieser Betrag 2 Sextillionen Rubel. Hui. Eine Sextillion ist eine Million Quintillarden. Nochmal hui.

Diese Strafe ist etwas für das Guiness Buch der Rekorde, denn der Betrag entspricht einem mehrfachen Vielfachen der jährlichen Wirtschaftsleistung der ganzen Welt. Da muss ein alter Internet-Konzern ganz schön lange für stricken. Blöd für den Kreml ist, dass Google überhaupt nicht vorhat, alle seine Sparschweine zu schlachten, um diese Strafe zu bezahlen. Und ebenso wenig hat Google vor, die Kreml-Kanäle wieder freizuschalten. Blöd ist ebenfalls für den Kreml, dass er nicht einfach einen Gerichtsvollzieher nach Mountain View schicken kann, um 20 Quintillarden Euro einzutreiben. Denn für russische Gerichtsvollzieher ist die Einreise in die USA momentan eher schwierig und auf amerikanische Amtshilfe sollte sich der Kreml ebenfalls nicht verlassen und dazu hat das russische Urteil nur auf russischem Territorium Gültigkeit.

Doch Kreml-Lautsprecher Dimitri Peskow scheint tatsächlich zu glauben, dass diese karnevaleske Strafe eine Wirkung haben könnte. Er erhofft sich, „dass diese Strafe Google dazu anhält, die Blockierung der Sender rückgängig zu machen.“ Denn, „das ist das Beste, was das Unternehmen tun kann“. Das alles könnte schon witzig wirken, gäbe es da nicht einen ernsten Hintergrund. Und dieser Hintergrund ist, dass die wichtigsten Länder der Welt momentan von Geisteskranken gemanagt werden, die offenbar jede Bodenhaftung verloren haben.

Für unsere Allgemeinbildung ist das Ganze sicherlich positiv, denn in unserer Redaktion hatte noch niemand etwas von Quadrilliarden oder Sexillionen gehört. Insofern müssen wir dem Kreml dankbar sein, dass er unseren mathematischen Horizont erweitert hat.

Allerdings sollten die Google-Chefs in nächster Zeit auf Urlaub in Russland lieber verzichten. Denn in Russland läuft ein weiteres Verfahren gegen Google und weil der russischen Justiz nichts Konkreteres einfiel, ermittelt man eben wegen „terroristischer Aktivitäten“, der Anklage, die in Russland immer dann zum Einsatz kommt, wenn man den Angeklagten eigentlich nichts vorzuwerfen hat.

Die Auseinandersetzungen mit Russland nehmen langsam die Züge von absurdem Theater an. 20 Quadrilliarden Euro – eine Strafe, die den französischen Nationalhelden Obelix sicher zu dem Satz hinreißen könnte: „Die spinnen, die Russen“…

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