Familienausflug in die berufliche Zukunft

Die Job-Start-Börse und der Tag der beruflichen Bildung in Freiburg lockten über 9.000 Besucher an.

Die Aussteller der Job-Start-Börse boten mehr als nur Prospekte und Broschüren... Foto: Thomas Kunz.

(NB) – Ob Besucher oder Aussteller: Das Fazit zur Job-Start-Börse, die in der vergangenen Woche zum achten Mal in Kooperation mit dem Tag der beruflichen Bildung der acht Freiburger beruflichen Schulen stattfand, fällt positiv aus: Exakt 9.012 Interessierte kamen an den beiden Tagen in das Freiburger Konzerthaus. Damit knackte die Besucherzahl erstmals die 9.000er-Marke. Gerade auch die Öffnungszeiten in den Abendstunden am Mittwoch nutzten viele Eltern, um sich gemeinsam mit dem Nachwuchs über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Region zu informieren.

Hinter dem Stand von Sick steht Noah Nöthling. Seit September macht er bei dem Unternehmen aus Waldkirch eine Ausbildung zum Fachinformatiker der Systemintegration. „Als Realschüler war ich vor vier Jahren noch als Besucher auf der Job-Start-Börse“, erinnert er sich. Damals habe er schon gewusst, dass er „in den Bereich IT will“. Nöthling: „Aber welcher Weg mich dorthin führt, das wusste ich nicht.“ Auf der Messe habe er dann den Ratschlag bekommen, zunächst das zweijährige Berufskolleg zu besuchen. „Ein guter Tipp“, weiß der Azubi heute, schließlich habe er ihn zu der Ausbildung bei seinem favorisierten Betrieb geführt. Seine Empfehlung an Jugendliche auf der Suche nach der beruflichen Zukunft: „Besucht mehrere Ausbildungsmessen und schaut Euch dort um. Und natürlich hilft auch ein Blick ins Internet.“

Viele der Schülerinnen und Schüler kommen im Klassenverband und haben sich bereits im Unterricht mit Hilfe der Messeübersichtsbroschüre, die die Veranstalter auf Anfrage vorher verschickt haben, für ihren Besuch gerüstet. Gezielt steuern sie die Stände der Aussteller an. „Meist haben die jungen Leute schon Fragen vorbereitet, wenn sie zu uns an den Stand kommen“, erzählt Ines Bertelsmann, Ausbildungsleiterin bei der Badischen Zeitung. Die Jugendlichen, die nicht im Klassenverband kommen, bringen oftmals die Eltern mit. „Und sogar die Großeltern“, sagt Bertelsmann lachend. Ihr gefallen diese Familienausflüge: „Mit manch schüchternem Teenager kommt man über den Weg der Eltern oder Großeltern deutlich besser ins Gespräch.“

Für Roman Ringwald von der Sparkasse Freiburg – Nördlicher Breisgau ist der Stand auf der Job-Start-Börse mehr als ein reines Flagge zeigen. „Ich führe hier viele Gespräche mit Jugendlichen, für die wir als Ausbildungsbetrieb sonst nicht in Betracht gekommen wären“, berichtet der Ausbildungsleiter. Vorurteile wie „Die nehmen doch sowieso keine Werkrealschüler!“ oder „Mit meiner Note 3 in Mathe habe ich da keine Chance!“ könne er im Gespräch schnell ausräumen. Ringwald: „Ein wichtiges Kriterium in unserem Beruf ist schließlich die Fähigkeit, mit Menschen zu kommunizieren.“ Und auch die Möglichkeit, am Messestand mit Auszubildenden der Sparkasse selbst zu sprechen, würden viele Jungen und Mädchen nutzen.

Mit 132 Ausstellern aus der Region stehen die Stände dicht an dicht im Konzerthaus. Die Branchen sind klug aufgeteilt: hier die Händler, dort die Berufe in Uniform von Bundeswehr bis Zoll, im Runden Saal die Logistik, drüben die Straße des Handwerks von der Bau- und Zimmererinnung bis zur Zweiradmechanikerinnung. Im Großen Saal präsentieren sich die die acht Freiburger Beruflichen Schulen, hier finden sich auch die Träger der Job-Start-Börse: die AOK Südlicher Oberrhein, die Arbeitsagentur Freiburg, die Badische Zeitung, die Handwerkskammer Freiburg, die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein und die Sparkasse Freiburg – Nördlicher Breisgau. In einem ruhigeren Teil des Konzerthauses bietet die Agentur für Arbeit einen kostenlosen Bewerbungsmappencheck an. Im Viertelstundentakt sitzt den Beratern der nächste Jugendliche gegenüber und lässt seine Unterlagen von den Profis durchleuchten. Auch die verschiedenen, ebenfalls kostenfreien Vorträge kommen gut an; häufig sind die Stuhlreihen bis auf den letzten Platz belegt. Für etwaige Anfragen von Flüchtlingen steht an beiden Tagen jeweils für eine Stunde ein Team von Dolmetschern und messekundigen Helfern bereit.

Kautex stellt zum ersten Mal auf der Job-Start-Börse aus. „Wir wären gern schon die vergangenen beiden Jahre dabei gewesen, aber alle Flächen waren vergeben“, sagt Daniela Schmitz. Für die Personalleiterin Verpackungsbereich hat sich das Warten gelohnt: „Wir sind sehr zufrieden.“ Das Kunststoffverarbeitungsunternehmen aus Waldkirch stellt gleich auf mehreren Messen im Jahr aus. „Wir bieten beispielsweise Ausbildungsberufe wie Verfahrensmechaniker Formteile oder Elektroniker für Betriebstechnik an. Diese Berufe sind relativ unbekannt. Da kann ein persönliches Gespräch schon helfen, das Interesse der jungen Leuten zu wecken“, weiß Schmitz. Und tatsächlich hat Kautex im vergangenen September einen Azubi eingestellt, der auf der Job-Start-Börse in Waldkirch auf die Firma aufmerksam geworden war.

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