FC Racing Club de Strasbourg-Chelsea?
Es ist vollbracht. Die Anteilseigner des Raacing Club de Strasbourg haben den Verein an den amerikanischen Finanzinvestor „BlueCo“ verkauft, dem bereits der FC Chelsea gehört.
(KL) – Eines muss man Marc Keller, dem Präsidenten des französischen Erstligisten Racing Club de Strasbourg lassen – er kommuniziert hervorragend und erweckt dabei den Anschein der Transparenz und einer Art fußballerischen Altruismus. Und plötzlich jubelt das Elsass, dass Racing sich nun in den Club der Großen mit amerikanischem Kapital einkaufen will. Natürlich alles nur im Interesse der tollen Fans. Was allerdings nicht mitgeteilt wurde, ist der Millionenbetrag, den die bisherigen Anteilseigner von Racing nun erhalten. Denn soooo uneigennützig ist dieser Verkauf nun auch wieder nicht.
Die Älteren erinnern sich, dass wir so etwas schon einmal hatten, nämlich als der damalige Präsident Patrick Proisy die amerikanische Gruppe McCormack bei Racing einsteigen ließ. Dies war der Auftakt für eine Serie von sportlichen und wirtschaftlichen Katastrophen, die mit einem Zwangsabstieg in Liga 5 und einer jahrelangen Durststrecke des elsässischen Fußballs endete.
Niemand wird bezweifeln, dass es Marc Keller mit seinem Team war, der den Verein sanierte und innerhalb weniger Jahre wieder ins Oberhaus des französischen Fußballs geführt hat. Das verdient Anerkennung, aber umgekehrt verdienen auch die Fans und die Stadt Straßburg ein wenig mehr Ehrlichkeit. Dass die Anteilseigner von Racing, die den Karren aus dem Dreck gezogen haben, nun nach vielen Jahren Kasse machen wollen, wer will es ihnen verdenken? Doch die Ansage, dass Marc Keller mit diesem Millionendeal Racing zum Topteam für die Fans machen will, steht auf wackeligen Füssen, zumal überhaupt nicht klar ist, wieviel Geld „BlueCo“ nun tatsächlich in Spieler, Trainingszentrum und Vereinsstruktur stecken will.
Damit alle denken, dass es sich um eine Formalität handelt, wurde verkündet, dass Marc Keller weiterhin mit seinem Team an der Spitze des Vereins bleiben will. Wie lange, wurde nicht gesagt. Kontinuität auf Widerruf? Und was ist mit den über 100 Millionen, die gerade von der Stadt für den Umbau des Stadions in der Meinau zugesagt wurden? Gilt diese Zusage nun auch für den amerikanischen Investor? Wollen die Straßburger das wirklich?
Jede Menge Fragen entstehen nun zum Verkauf des Racing Club de Strasbourg und noch gibt es zu wenige Antworten. Gewiss, der Deal muss noch von den Instanzen des französischen Verbands genehmigt werden, doch scheinen sich alle Beteiligten sicher zu sein, dass das reibungslos über die Bühne geht.
Mit diesem Verkauf versinkt Racing definitiv in den Niederungen des „Fußball-Business“, spielt nun mit im Konzert der Money-Vereine. Doch macht zum Glück Geld nicht alles im Fußball aus. Da muss man nur mal bei Bayer Leverkusen nachfragen, oder bei Paris Saint-Germain, das nicht einmal mit Neymar, Messi und Mbappé einen europäischen Titel holen konnte, oder auch beim neuen Schwesterverein von Racing, dem FC Chelsea, dem nun aufgrund des Ausbleibens sportlicher Erfolge die Stars wie Kai Havertz weglaufen. Bei Racing werden nun auch die Erwartungshaltungen steigen und sollte der Erfolg ausbleiben, wird der Verein wieder ins Chaos stürzen.
Dass nun viele Fans im Elsass der tatsächlich ausgezeichneten Kommunikation der ehemaligen Racing-Eigner auf dem Leim gehen und denken, dass das alles nur für sie, und nicht etwa für die Millionen für die Aktionäre passiert, verwundert wenig. Doch steht das neue Gerüst sportlich auf tönernen Füssen und kann sich als Schlag ins Wasser herausstellen. Aber auf jeden Fall ist dieser Verkauf des Vereins alles andere als eine tolle Nachricht – wenn es blöd läuft, wird aus Racing wieder eine Art FC Hollywood des französischen Fußballs. Ach, waren das schöne Zeiten, als es beim Fußball noch ums Kicken und nicht nur um Millionen ging…
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