Fessenheim: Das Atomkraftwerk läuft und läuft und läuft…

Das baufällige AKW an der deutsch-französischen Grenze wird zum beliebten Ausflugsziel für Kommissionen und andere Zeitgenossen…

Solche Parolen klingen nach Pfeifen im Keller. Hoffentlich hebt Fessenheim noch bis zu seiner Abschaltung... Foto: © Kai Littmann

(KL) – Gibt es eigentlich eine Verkleinerungsform für den Begriff „Energiewende“? So etwas wie „Energiewendchen“? „Lilliputwende“? Oder gar einen Superlativ? Doch den gibt der Duden leider nicht her. Nur eines ist klar – die vollmundig angekündigte „Energiewende“ in Frankreich (hatte François Hollande nicht in Ludwigsburg gesagt, er wolle in diesem Bereich eng mit Deutschland zusammenarbeiten?) hat weder diesen Namen verdient, noch wird das Minimalziel, nämlich die Schließung von Fessenheim, dieser tickenden Zeitbombe, unter der Regierung Hollande erreicht werden.

Die xte Kommission, die sich in Fessenheim umschaute, kam zumindest zu dem wenig ermutigenden Schluss, dass es leider mit der für Ende 2016 geplanten Schließung nichts wird. „Nicht einzuhalten“, kommentierte die Kommission lapidar den Zeitplan. Dann fällt die Energiewende eben aus. Schade.

Wenn man den Verwaltungssprech der Kommissionsmitglieder hört, dann versteht man auch, warum es mit der Energiewende in Frankreich nichts wird. Kleine Leseprobe gefällig? Die Kommission beklagt das „Fehlen eines vom Staat getragenen Projekts. Der Staat hat es nicht geschafft, den richtigen Ton oder den richtigen Rhythmus zu treffen, um starke Antworten zu geben.“ Hä? Was für starke Antworten denn? In Fachkreisen nennt man dies „leere Worthülsen“, die eigentlich nur aus ziemlich verwirrten Hirnen stammen können. Muss man denn auch solche Kommissionen bei 35 Grad durch die Anlage führen? Muss man überhaupt noch Kommissionen durch Fessenheim führen?

Zu diskutieren gibt es ohnehin nichts mehr. Die Fronten sind klar. Alle wollen dieses nukleare Museumsstück endlich abschalten, nur nicht die Einwohner des Dörfchens Fessenheim. Hier sind die Menschen derart vernagelt, dass sie bislang nicht einmal ernsthaft den seit Jahren auf dem Tisch liegenden Vorschlag geprüft haben, Fessenheim in ein internationales Ingenieurszentrum zum Trainieren des Rückbaus von AKWs umzuwandeln. Das hätte nämlich ihre Arbeitsplätze gesichert. Stattdessen hängen die Dorfbewohner etwas trotzig-dümmliche Spruchbänder an das Atomkraftwerk, auf denen man lesen kann, dass hier sauberer und sicherer Strom produziert wird. Und hoffentlich auch noch recht lange.

Einige, die sich in dieser Situation profilieren wollen, wie Eric Straumann von der konservativen UMP, der übrigens zu dieser Besuchskommission gehörte, zeigen deutlich, dass sie nicht verstanden haben, worum es eigentlich geht. So jammerte Straumann, dass in den bisherigen Plänen die „Sozialkosten“ nicht berücksichtigt wären. Dass auch die ungleich viel höheren Kosten für die Endlagerung des strahlenden Fessenheim-Mülls nicht berücksichtigt sind, merkt niemand.

Bleibt also die Feststellung der Kommission, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden kann. Und da die nächste französische Regierung ziemlich sicher keine linke Regierung sein wird, war es das dann wohl mit der Energiewende in Frankreich. Was haben die Franzosen nur verbrochen, um eine derart schwache Regierung zu verdienen?

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