Fessenheim: Sollte das Ding nicht schon längst schließen?
Was Präsident Hollande trotz aller Wahlkampfversprechen nicht schafft – Fessenheim schafft es ganz alleine. Seit Samstag steht der Atommeiler still.

(KL) – Warum nur beruhigt es einen nicht, wenn, wie so oft, der Atommeiler Fessenheim mit seinen zwei Blöcken heruntergefahren werden muss, aber die Verantwortlichen schnell erklären, dass alles gaaanz sicher sei? Immerhin, seit Samstagabend um 18:55 Uhr stehen beide Blöcke von Fessenheim still – der erste war ohnehin gerade in Wartung, beim zweiten wurde eine Undichte im Leitungssystem festgestellt. Aber, wie immer, kein Problem. Alles gaaanz sicher. Na dann.
Das sind aber auch die Momente, in denen man sich daran erinnert, dass Präsident Hollande vor seiner Wahl versprochen hatte, eine Energiewende einzuleiten und zwar durch die Schließung französischer Atomkraftwerke. Von den Ankündigungen ist im Grunde, trotz aller später erfolgten Bekräftigungen, nichts übrig geblieben. Das Bauwerk, das bei näherer Betrachtung auch als Industriemuseum durchgehen könnte, produziert weiter Atomstrom und außer der Berufung und Abberufung hoher Pariser Beamter als „Kommissare für die Schließung Fessenheims“ ist nichts passiert. Immerhin, von diesen Kommissaren gab es in kurzer Folge schon drei Stück – es scheint sich um einen guten „Parkposten“ für Beamte zu handeln, von denen man gerade nicht weiß, wohin mit ihnen.
Wie ernst es die französische Regierung mit der „Energiewende“ meint, das zeigte die Umweltministerin Ségolène Royal – angesichts des Umstands, dass der Staatsmonopolist EdF eine neue Atomanlage in Betrieb nehmen will, entschied sie, dass EdF selbst entscheiden darf, welche Anlage man stilllegen will. Denn: für die Inbetriebnahme einer neuen Atomanlage muss EdF jetzt eine alte schließen. Beeindruckend, diese „Energiewende“.
Vor allem ist diese Art der „Energiewende“ ein sicheres Anzeichen dafür, dass man es dem Energiegiganten EdF alleine überlässt, wie diese Energiewende aussehen soll. Dass man also den Bock zum Gärtner macht. Ein Witz. Wenn es nicht uns alle am Oberrhein betreffen würde. Wieder einmal zeigt sich, wie eng Politik und Wirtschaft miteinander verstrickt sind. Zwar versichern nach wie vor alle Verantwortlichen, dass Fessenheim 2017 abgeschaltet werden soll, doch wer soll das entscheiden, wenn sich die Umweltministerin nicht traut? EdF, die richtig viel Geld mit Atomstrom verdienen, ohne sich im Geringsten darum zu kümmern, was mit dem Atompark und den radioaktiven Abfällen in der Zeit nach der Atomkraft passieren soll?
Am Ende fällt einem nur der berühmte Satz von General de Gaulle zum Thema Wahlversprechen ein: „Versprechen binden nur diejenigen, die an sie glauben…“
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