Flugzeugabschuss über der Ukraine – Wem kann man noch glauben?

In der Ostukraine ist ein Passagierflugzeug der Malaysian Airlines mit 295 Passagieren abgestürzt. Beobachter sprechen von einem Raketenabschuss. Fragen über Fragen.

Mit so einer Rakete des russischem Typs BUK soll das Flugzeug abgeschossen worden sein. Foto: Yuriy Lapitskiy / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Schon wieder die Malaysian Airlines. Erst vor kurzer Zeit war ein Flugzeug der Malaysian Airlines vom Kurs abgelenkt worden und verschwand über dem Meer, ohne dass man eine Spur gefunden hätte. Nun wurde über der Ostukraine ein weiteres Flugzeug der gleichen Airline abgeschossen, wenn man den ersten Berichten trauen darf, nach denen der Absturz von einer Rakete des russischen Buk-Systems verursacht wurde. Nur – von wem? Und warum?

Das Schlimme ist, dass man niemandem, aber wirklich niemandem mehr trauen kann. Als Täter kommen praktisch alle direkten und indirekten Kriegsparteien in der Ukraine in Frage.

Die pro-russischen Separatisten: Im Grunde kommen diese als Täter sehr wohl in Frage. Die Aussage, sie würden nicht über das nötige Kriegsgerät, die Logistik und das Know-How verfügen, klingt ganz anders als das, was sie stolz im April verkündet hatten. Damals hatten die Separatisten erklärt, dass in ihren Reihen auch Tschetschenen kämpfen würden, die über Flugabwehrraketen verfügen würden. „Damit können wir jedes Flugzeug vom Himmel holen“, hatte sich damals der inzwischen abgesetzte Ponomarew gebrüstet, der seltsame und selbst ernannte Bürgermeister von Slawjank.

Die Ukraine: Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, dass die Ukraine in einem Kriegsgebiet mit einer im Osten liegenden Front ihre Raketen in Richtung Westen ausrichtet (das Flugzug kam aus Amsterdam, also aus dem Westen) und ein Flugzeug aus einem befreundeten Land abschießt. Ausschließen kann man diese Option auch nicht, denn der neue Präsident Poroschenko ist ein Freund harter militärsicher Maßnahmen und ihm wäre an einer Eskalation des Konflikts durchaus gelegen, um westliche Verbündete zum Eingreifen zu bewegen. Dazu kommt ein irritierendes Detail – die Farben der Flugzeuge der Malaysian Airlines sind in den russischen Farben Blau-Weiß-Rot gestrichen – in 10.000 Metern Höhe wäre da eine Verwechslung durchaus möglich.

Russland: Alle Augen schauen in Richtung Russland. „Friedensengel“ Wladimir Putin spricht zwar von Deeskalation, doch niemand bezweifelt, dass Russland einen sehr aktiven Part in der Ostukraine spielt und die pro-russischen Kräfte nicht nur unterstützt, sondern zum Teil selbst stellt. Putin liebt Machtdemonstrationen und dieser schlimme Zwischenfall hat sich nur wenige Stunden nach der Verkündung neuer westlicher Sanktionen gegen Russland ereignet. Außerdem dürften die russischen Raketen genau in die Richtung ausgerichtet sein, aus der das Flugzeug kam – aus dem Westen.

Die USA: Dass man den USA nicht mehr trauen kann, weiß man spätestens seit den „Beweisen“ der Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak. Dazu weiß man, dass die ganze Welt von US-Geheimdiensten unterwandert ist und angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen, die dazu geeignet sind, die Achse Moskau-Peking zur neuen Welt-Führungsmacht aufzubauen, könnte auch den USA an einer Eskalation der Situation in der Ukraine gelegen sein.

Die EU: Auch ein Mitwirken der EU ist theoretisch nicht auszuschließen, doch ist diese Möglichkeit sehr unwahrscheinlich. Doch wer kann heute noch Möglichkeiten ausschließen, die zumindest technisch machbar wären?

Die internationale Rüstungsindustrie: Dies ist letztlich auch die Ebene, auf der man das größte Interesse an der Eskalation von Konflikten hat. Wo Krieg geführt wird, werden Waffen gekauft und die sichern immerhin die heiligen Arbeitsplätze in den USA, in Russland, in Deutschland und in Frankreich. Was also sollte die Rüstungsindustrie, die über schier unbegrenzte Mittel und damit Macht verfügt, davon abhalten, mit einer solchen Aktion den Krieg in der Ukraine weiter eskalieren zu lassen? Wenn man sich die Frage „Qui bono?“, wem nützt es, stellt, dann steht die internationale Rüstungsindustrie ganz oben auf der Liste.

Die Politiker, die in den letzten 10 bis 15 Jahren diesen Planeten regieren und regiert haben, sind die wohl schlimmste Politikergeneration seit Hitler. Es wird gelogen und betrogen, es werden Geheimdienstoperationen durchgeführt, es wird gefoltert, entführt und gemordet, und natürlich immer im Interesse der Demokratie und der Freiheit. Man darf heute keinem politischen Statement mehr trauen und diese Politikergeneration hat aus der Welt einen korrupten, gefährlichen, zynischen und menschenverachtenden Planeten gemacht, in denen ein Menschenleben deutlich weniger wert ist als die Interessen der Rüstungsindustrie.

Zwei weitere, irritierende Fragen, öffnen Tür und Tor für Verschwörungstheorien. Zum zweiten Mal trifft es innerhalb weniger Wochen ein Flugzeug der Malaysian Airline. Gibt es Zusammenhänge? Handelt es sich um gezielte Aktionen gegen Malaysia? Und dann – wieso ist der Luftraum für zivile Flugzeuge über einem Kriegsgebiet wie der Ostukraine, wo in den letzten Tagen bereits mindestens ein Flugzeug abgeschossen wurde, nicht gesperrt? Für jede Flugroute auf der Welt gibt es Alternativrouten – warum musste also dieses Flugzeug genau über das Kriegsgebiet fliegen?

Es wird natürlich Untersuchungen geben und diese werden zu keinem Ergebnis führen. Alle Seiten werden sich weiterhin gegenseitig beschuldigen und damit das Leid der Opferfamilien weiter in die Länge ziehen. Woraus aus einem Drama ein endloses Drama werden wird.

1 Kommentar zu Flugzeugabschuss über der Ukraine – Wem kann man noch glauben?

  1. !!!!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste