Fotokunst: Bernard Guerrier – Street Art London

Im zweiten Teil unserer Serie mit Fotos des französischen Fotografen Bernard Guerrier zeigt er uns heute Street Art-Impressionen aus London. Ein Hingucker.

Die Street Art in London ist das Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse in der englischen Metropole. Foto: © Bernard Guerrier

(Red) – „Nirgendwo anders hat Kunst eine so große politische Bedeutung wie in London“, sagt der aus Montpellier stammende Bernard Guerrier, der sich einige Jahre aus dem Kunstbetrieb zurückgezogen hatte. „Und ich meine nicht etwa die Kunst, die in den edlen Galerien in der King’s Road zu unerschwinglichen Preisen angeboten wird, sondern die Straßenkunst, die einem an jeder Ecke in London entgegen springt.“

In der Tat – die Straßenkunst in London hat etwas Anarchistisches, bunt, laut, fordernd und – trotz aller städtischen Reinigungs-Programme ist sie wie ein Pilz, der sich seinen Weg durch den Asphalt bahnt. Unaufhaltsam. Nicht klein zu kriegen. Doch was für die Reinigungsdienste der City of London ein Alptraum ist, stellt für Besucher der englichen Metropole einen Gradmesser für die Verhältnisse in der Stadt dar.

Bei der Street Art geht es um das Lebensgefühl derjenigen, die um ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen müssen. „Wer sich keine Leinwand, Pinsel und ein Atelier leisten kann, bei dem reicht es trotzdem meist noch für ein paar Sprühdosen“, erklärt Bernard Guerrier. „Street Art ist die Inbesitznahme des öffentlichen Raums für den künstlerischen Ausdruck derjenigen, die im täglichen Leben vom Kunstbetrieb ausgeschlossen sind.“ Wer schon einmal Theaterkarten in London gekauft hat, der weiß, was Guerrier meint. Mit dem Eintrittspreis für eine schicke Vorstellung im West End kommt eine Familie im Konfliktviertel Brixton einen halben Monat über die Runden.

„Kultur und das Bedürfnis nach künstlerischem Ausdruck sind aber keine Frage des Geldbeutels“, sagt Bernard Guerrier, „auch weniger begüterte Menschen wollen sich künstlerisch mitteilen.“ Das erkennt man auch am „Multi-Kulti-Aspekt“ der Londoner Streetart. Da vermischen sich Symbole, Schriften, Codes, Lebensgefühle und Sprachen von allen Kontinenten, was ein exaktes Abbild der Gesellschaft in London darstellt.

„Wer eine Gesellschaft, ihre Probleme, aber auch ihre Möglichkeiten verstehen will“, erklärt Guerrier, „der muss sich nur die Wände in den Städten anschauen. Einige der Kunstwerke an den Mauern der ärmeren Stadtviertel Londons erinnern an „Der Schrei“ von Edvard Munch. Sie sind ein Aufruf zu mehr Miteinander, eine Aufforderung, die von uns geschaffenen Ghettos zu durchbrechen und mehr auf die Menschen in diesen Vierteln zu achten.“

Streifen Sie also mit Bernard Guerrier durch die Straßen Londons. Alle Fotos in dieser Reihe sind © Bernard Guerrier und Sie können diese Bilder im größeren Format anschauen, indem Sie einfach auf das jeweilige Foto klicken. Es lohnt sich!

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