François Hollande muss in die Vorwahl der Sozialisten

Das hat es noch nie gegeben – der französische Präsident François Hollande muss sich einer Vorwahl der Sozialisten stellen, bei der festgelegt wird, wer Kandidat bei der Präsidentschaftswahl 2017 wird.

Dem Blick nach zu urteilen, würde Angela Merkel wohl eher Hollande als Valls wählen. Aber das zählt nicht... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Es gibt also keinen „Titelverteidiger-Bonus“ – der französische Präsident François Hollande muss sich einer parteiinternen Vorwahl stellen. Dies beschloss der nationale Parteirat, nach Aussage von Generalsekretär Jean-Christophe Cambadélis sogar einstimmig. Für den Rekordhalter der schlechten Umfragewerte François Hollande, der bislang noch nicht eindeutig erklärt hatte, ob er überhaupt für eine zweite Amtszeit kandidieren will, ist dieser Beschluss ein Schlag ins Gesicht. Dennoch versucht er, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

„Wenn ich eine Vorwahl nicht gewinnen kann“, fragte er, „wie soll ich dann eine Präsidentschaftswahl gewinnen?“ Gute Frage – zumal zahlreiche Umfragen aktuell aussagen, dass es ein Kandidat Hollande bei den Präsidentschaftswahlen 2017 nicht einmal in die Stichwahl schaffen würde. Die dürften ziemlich sicher die rechtsextreme Marine Le Pen und der noch zu bestimmende Kandidat der Konservativen erreichen. Bei den Konservativen balgen sich gerade der frühere Präsident Nicolas Sarkozy und Alain Juppé darum, als Kandidat antreten zu dürfen, wobei Sarkozy an seinen zahllosen Skandalen scheitern dürfte. Nur – niemand hat mehr den sozialistischen Kandidaten für eine Stichwahl 2017 auf dem Zettel.

Die Alternativen bei den Sozialisten sind allerdings dünn gesät. Natürlich denkt man sofort an den ehrgeizigen Ministerpräsidenten Manuel Valls, doch der ist inzwischen in den Umfragen fast schon auf dem katastrophalen Niveau seines Präsidenten angekommen und dürfte ebenso wenig Chancen haben, in den französischen Präsidentenpalast einzuziehen wie François Hollande. Vorstellbar wäre noch Martine Aubry, die dem linken Flügel der PS zuzurechnen ist. Die Bürgermeisterin von Lille gehört zu den wenigen Politikern in Frankreich, die sich nicht permanent mit Skandalen und Skandälchen herumschlagen müssen, doch ist fraglich, ob die PS bereit für eine Kandidatin ist. Abgesehen davon, dass es hierfür höchste Zeit wäre, ist der verkrustete Parteiapparat der Sozialisten von Männern geprägt, bei denen fraglich ist, ob sie bereit für einen echten Neustart der Partei wären.

Überhaupt ist der Parteiapparat das große Problem der Sozialisten. Die Strukturen sind derart rigide, dass es neue politische Talente mehr als schwer haben, in Positionen aufzusteigen, in denen sie sich als Kandidaten präsentieren könnten.

Die Vorwahl der PS soll am 22. und 29. Januar 2017 stattfinden und irgendwie wird man dabei das Gefühl nicht los, dass bei dieser Vorwahl zwar der Kandidat der Sozialisten bestimmt wird, nicht aber der nächste Präsident Frankreichs.

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