Frankensteins Kinder

In einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz kommt es zur ersten Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD. Passenderweise heißt das Dorf Frankenstein. Ausdenken könnte man sich so etwas nicht.

So stellt man es sich vor, wenn CDU und AfD gemeinsame Sache machen... Foto: Wikimedia Commons / PD

(KL) – Das Horrormärchen von Frankenstein drehte sich um einen verrückten Wissenschaftler, der aus ausgegrabenen Leichenteilen ein Monster erschuf, das er per Elektrizität aus einem Blitzschlag mit Leben behauchte und über das er dann die Kontrolle verlor. So ungefähr stellt man es sich auch vor, wenn CDU und AfD zusammen Politik machen. Wie in Frankenstein in Rheinland-Pfalz, einem Dorf mit 95O Einwohnern in der Nähe von Kaiserslautern.

Die Zusammenarbeit von CDU und AfD wurde in Frankenstein unter der Bettdecke ausgeheckt. Monika Schirdewahn (CDU) ist in Frankenstein Gemeinderätin und ihr Ehemann Horst sitzt für die AfD im dortigen Gemeinderat. Die Mehrheit im Frankensteiner Gemeinderat stellt eine Freie Wählergemeinschaft und CDU und AfD halten jeweils einen Sitz – eben mit den Eheleuten Schirdewahn. Diese haben sich nun zu einer Oppositions-Fraktion zusammengetan, entgegen der klaren Richtungsvorgabe der CDU, keinerlei Zusammenarbeit mit der AfD einzugehen.

Unter dem Namen „Fortschritt Frankenstein“ agiert nun diese seltsame Koalition, die zwar politisch nicht so sehr ins Gewicht fällt, weder in Frankenstein selbst, noch in Rheinland-Pfalz und auch nicht auf Bundesebene – dennoch stellt sie den originären „Sündenfall“ dar und zwingt die CDU zum Handeln. Und das tut die rheinland-pfälzische CDU auch – der zuständige Kreisverband Kaiserslautern-Land hat bei seinem Bezirksverband ein Verfahren zum Parteiausschluss gegen Monika Schirdewahn auf den Weg gebracht.

Nun könnte man die Ansicht vertreten, dass diese 2-Personen-Fraktion im Gemeinderat von Frankenstein ungefähr so weltbewegend ist wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt. Das wäre vielleicht so, würde die CDU-Gemeinderätin nicht reichlich zu dieser neuen „Fraktion“ kommunizieren. Die daraus resultierende Öffentlichkeit ist für die CDU nicht hinnehmbar, nachdem das Frankenstein-Ehepaar Schirdewahn TV-Anstalten und landesweite Medien mit seiner Präsenz beglückt hatte.

Die Entscheidung über den Ausschluss von Monika Schirdewahn trifft in den nächsten Tagen das Parteigericht des Bezirksverbands der CDU Rheinhessen-Pfalz, da, so der Kreisverband, „eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Frau Schirdewahn nicht mehr möglich ist“. Frau Schirdewahn genießt offensichtlich diese Aufmerksamkeit und kündigte bereits an, gegen einen eventuellen Ausschluss durch alle Instanzen kämpfen zu wollen.

Der CDU bleibt gar nicht anderes übrig, als der Frankensteiner Gemeinderätin den Stuhl vor die Tür zu stellen – es kann nicht sein, dass eine Gemeinderätin im Alleingang die bundesweite Ablehnung jedweder Zusammenarbeit zwischen der CDU und der rechtsextremen AfD kippt. Eine Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD – das sollte nicht einmal in einem Horrorfilm existieren. Und auch nicht in Frankenstein.

2 Kommentare zu Frankensteins Kinder

  1. Ja, wirklich .. Schier de Wahn …

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