Frankreich – Algerien. Die Krise.

Die Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien sind auf dem Tiefpunkt. Doch die verbalen Schläge von beiden Seiten werden diese Situation nicht auflösen können.

So wunderschön Algerien auch ist, so belastend sind die Spannungen mit Frankreich. Foto: Boufoudi ferhat / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Geschichte zwischen Frankreich und Algerien war noch nie einfach. 180 Jahre lang stand Algerien unter französischer Verwaltung, bis zum Algerien-Krieg Anfang der 60er Jahre, der in Grausamkeit anderen Kriegen in nichts nachstand. Heute sind die alten Ressentiments wieder aufgebrochen und so, wie sich beide Seiten anstellen, sind beide Länder weit von einer Lösung dieser Situation entfernt.

Zwei Vorkommnisse haben diese Krise extrem verschärft. Zum einen die arbiträre Inhaftierung des franko-algerischen Schriftstellers Boualem Sansal in Algerien und vor allem der Terroranschlag von Mulhouse vor einigen Tagen. Denn es stellte sich heraus, dass der Attentäter von Mulhouse, ein 39jähriger Algerier, schon längst das Land hätte verlassen müssen, doch die algerischen Behörden hatten sich auch nach 10 (!) entsprechenden Anfragen der französischen Seite geweigert, diesen radikalisierten Terroristen zurückzunehmen. Daraufhin verschärfte sich der Ton in Frankreich, es wurden Gegenmaßnahmen wie die Nichterteilung von Visa für algerische Staatsbürger angedroht und sogar die Kündigung der franko-algerischen Verträge in Aussicht gestellt.

Die Reaktionen aus Alger waren ebenso scharf. Algerien warf der französischen Regierung vor, „unter dem Druck der revanchistischen und hasserfüllten Rechtsextremen“ diese Krise vom Zaum zu brechen, wobei Alger auch darauf hinwies, dass man zu keinem Zeitpunkt einen „Bruch mit Frankreich“ beabsichtigt habe, allerdings auch nicht beabsichtigt, Ultimaten Folge zu leisten.

Die Verbindungen zwischen beiden Ländern sind zu stark verzahnt, als dass sich eine der beiden Seiten tatsächlich einen Bruch der Beziehungen leisten könnte. Doch leben wir im Jahr 2025, in einer Epoche, in der Diplomatie keinen hohen Stellenwert mehr hat und sich viele Politiker versuchen, durch Muskelspiele zu profilieren. Das allerdings führt dazu, dass die inhaltliche Auseinandersetzung zu den effektiv zu lösenden Problemen flachfällt.

Dabei hat Frankreich das gleiche Problem wie viele andere europäische Länder. Wohin mit Straftätern aus dem Ausland, wenn sich deren Heimatländer weigern, diese Straftäter wieder aufzunehmen? Umgekehrt kann man aber auch nachvollziehen, dass diese Länder genug Probleme haben und wenig motiviert sind, Terroristen wieder ins Land zu lassen.

Doch dieses Problem kann nur am Verhandlungstisch gelöst werden, nicht aber durch Drohungen, die über die Medien ausgetauscht werden. Man kann beiden Ländern nur wünschen, dass sie die verbale Eskalation einstellen, sich an den Tisch setzen und die effektiv vorhandenen Probleme lösen.

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