Frankreich feiert 40 Jahre TGV

Als vor 40 Jahren der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV an den Start ging, revolutionierte er das gesamte Verkehrswesen. Ein Meisterwerk französischer Ingenieurskunst.

Der orange "Ur-TGV" revolutionierte 1981 den Zugverkehr. Eine französische Meisterleistung. Foto: Phillip Capper / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Vor 40 Jahren passierte vieles in Frankreich. Mit François Mitterand kam ein Präsident an die Macht, der es verstand, eine Aufbruchsstimmung ins Land zu tragen. Frankreich war nicht mehr dasselbe Land, die Todesstrafe wurde abgeschafft und – Frankreich revolutionierte den Verkehr. Der orange Zug, der ab dem 27. September 1981 mit nie dagewesener Geschwindigkeit über die Schienen flog, ließ ganz Frankreich näher aneinander rücken. Beziehungsweise verband der TGV die Städte der Provinz mit der Hauptstadt Paris. In einer Geschwindigkeit, die das innerfranzösische Nutzen der Fluglinien überflüssig machte. Für eine Zeitlang war der TGV im Zugverkehr das Maß aller Dinge.

Es ist auffallend, dass die Verbindung zwischen den Städten der Provinz untereinander völlig zweitrangig ist. Wie so oft in Frankreich geht es auch beim TGV in erster Linie darum, den Verkehr zwischen der Hauptstadt und der Provinz sicherzustellen. Der französische Zentralismus lebt seit jeher von diesen Verkehrsanbindungen.

Vergleichbar nur noch mit dem mythischen Flugzeug „Concorde“, ist der TGV eine technische Meisterleistung. Seine Verkehrsgeschwindigkeit beträgt 320 km/h, der Rekord des TVG liegt allerdings bei 574,8 km/h, aufgestellt am 3. April 2007.

Bis heute ist der TGV eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Jährlich werden im TGV-Netz 100 Millionen Fahrten gebucht und in den 40 Jahren wurde das Schienen-Netz stark ausgeweitet. So beträgt heute die Fahrtzeit mit dem TGV Est zwischen Straßburg und Paris, von Innenstadt zu Innenstadt, gerade noch 1h47. Da kann keine Flugverbindung mithalten.

Doch wie in anderen technischen Bereichen spielt den Franzosen die Sprachbarriere einen bösen Streich: Trotz seiner herausragenden technischen Eigenschaften verkaufte sich der TGV international nicht gut. Statt in Frankreich den TGV zu kaufen, entwickelten viele Länder ihre eigenen Hochgeschwindigkeitszüge, wie den ICE in Deutschland. Dass der Export nicht besser lief, lag an den üblichen Schwierigkeiten auf den internationalen Märkten. Auch, wenn sich das heute gebessert hat, so produziert Frankreich in erster Linie für Frankreich. So gibt es heute noch für jeden Technik-Bereich eine eigene, französische Nomenklatur.

Während die ganze Welt beispielsweise von „Computern“ spricht, egal in welcher Sprache, so heißen die Rechner heute noch „ordinateur“ auf Französisch. Da auch die jeweilige Software, die solche Technikwunder antreibt, rein französisch ist, rutschen selbst solche Meisterleistungen wie der TGV aus den internationalen Märkten und werden durch globalisierte Produkte des Wettbewerbs ersetzt.

Rechtzeitig zum 40. Jubiläum wurde nun der TGV der 4. Generation vorgestellt. Wie immer ein Paradestück der französischen Ingenieure. Wieder eine Weltklasseleistung. Vielleicht bringt dieses Modell dann ja den internationalen Erfolg, so dass sich dieses Wunder der Technik auch finanziell für Frankreich lohnt. Verdient hätte er es allemal…

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