Frankreich – heute werden Hunderttausende “Sanitärpässe” ungültig

Heute werden Hunderttausenden Franzosen die „Sanitärpässe“ entzogen. Nämlich all denjenigen, die (noch) keine dritte Impfdosis erhalten haben. Dabei sind diese Pässe mehr als fragwürdig.

Der "Sanitärpass" gibt keinerlei Auskunft über den aktuellen Infektionsstatus seines Inhabers. Foto: European Union / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Heute, am 15. Januar 2022, wird das Leben für einige hunderttausend Franzosen ungemütlich – ihr „Sanitärpass“ wird ungültig, weil sie keine dritte Impfdosis erhalten haben. Damit rutschen diese Menschen ebenfalls in die Kategorie der „Nichtbürger“, „Parias“ und „Staatsfeinde“, denen ab sofort der Zugang zu so ziemlich allem verwehrt ist und das alles wird immer unverständlicher. Zwar wird dieser Entzug des „Sanitärpasses“ heute zunächst nur über 65jährige treffen, einen Monat später dann alle, die „nur“ zweimal geimpft sind. Gleichzeitig wird der im Grunde ziemlich sinnlose „Sanitärpass“ in einen nicht minder sinnlosen „Impfpass“ umgewandelt. Was das Ganze in der Omikron-Welle soll, können vermutlich nicht einmal diejenigen erklären, die diese unglaubliche Spaltung der französischen Gesellschaft betreiben.

Der „Sanitärpass“ ist, neben den nächtlichen Ausgangssperren, die wohl seltsamste Maßnahme, mit der die Regierung ihre Bevölkerung unter Druck setzt. Der „Sanitärpass“ verrät nur eine einzige Information – nämlich dass die betreffende Person irgendwann mal mit zwei Dosen geimpft wurde. Ob der Passinhaber, häufig seit Monaten nicht getestet, nun das Virus in sich trägt oder nicht, darüber gibt der „Sanitärpass“ keine Auskunft. Daher sei die Frage gestattet, dass wenn dieser Pass keinerlei medizinische Auskunft über den aktuelllen Infektionsstatus seines Inhabers geben kann, wozu er dann gut sein soll?

Der „Sanitärspass“ (und später dann der „Impfpass“) dient dazu, die „guten Bürger“ von den „schlechten Bürgern“ zu trennen. Mit der Bekämpfung der Pandemie hat er aufgrund seiner fehlenden Aussagekraft zum aktuellen Infektionsstatus nichts zu tun, es handelt sich um ein reines Repressions-Instrument. Dieses Instrument ist allerdings für Präsident Macron sehr wichtig, denn es erlaubt ihm, demnächst ein „Impfregister“ einzuführen, mit dem die digitale Komplettüberwachung der gesamten Bevölkerung Wirklichkeit wird – der nächste Schritt auf dem Weg zum „digitalen Totalitarismus“.

Immer mehr Bevölkerungsgruppen werden an den Rand der Gesellschaft gedrückt, mit dem Hnweis, sie könnten sich ja auch impfen lassen. Genauso wie Premierminister Castex oder Gesundheitsminister Véran? Ja, heißt es dann, aber es gibt keine schweren Verläufe mehr. Stimmt, aber die Chancen stehen 50:50, dass dies an nicht so toll wirkenden Vakzinen oder einfach daran liegt, dass Omikron kaum schwere Verläufe auslöst. Nun wird also den über 65jährigen „ans Bein gepisst“ (was die korrekte Übersetzung des berühmten „j’emmerde“ des Präsidenten ist), auch, wenn diese bisher jede auch nnoch so seltsame Maßnahme brav mitgetragen haben.

In einem Monat wird es dann richtig heftig, wenn allen Franzosen, die keine dritte Impfung haben, der Sanitärpass entwertet wird. Ist am Ende das Ziel der Regierung, die französische Bevölkerung so gegeneinander aufzuhetzen, dass niemand mehr Fragen nach der Bilanz des Präsidenten und seiner Regierung stellt?

In anderen Ländern ist die Entwicklung ähnlich. Und irgendwann glauben es alle, dass diese Pandemie die Schuld der nicht geimpften Mitbürger ist. Die Folgen dieser verantwortungslosen Spaltung der Gesellschaft werden lange anhalten, sehr lange. Und ob die Menschen eines Tages wieder Vertrauen in die Regierungen fassen können, wird täglich fraglicher.

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