Frankreich ist Berlin

Wir waren „Charlie“, wir waren Paris. Nach dem Attentat von Berlin zeigen die Franzosen ebenso viel Solidarität und Mitgefühl mit Berlin, aber auch mit uns Deutschen. Die meisten jedenfalls.

Wenige Stunden vor dem Anschlag war die Welt auf dem Breitscheidplatz noch in Ordnung. Foto: Arild Vagen / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die internationalen Reaktionen auf das Attentat von Berlin sind Balsam auf die schockierte Seele. Vor allem die Reaktionen aus Frankreich, wo sich nicht nur fast die gesamte politische Welt solidarisch zeigte und jede Art der Unterstützung anbot, sondern wo auch in den sozialen Netzwerken vor allem ein geflügeltes Wort seit gestern als Graphik die Runde macht – „Ich bin ein Berliner!“. Da fallen die wenigen Hasskommentare der ewig gestrigen Ultranationalisten auch nicht weiter ins Gewicht.

Die ersten, die am Montagabend reagierten, waren Außenminister Jean-Marc Ayrault und Präsident François Hollande – die ihr Mitgefühl mit Berlin ausdrückten. Auch auf regionaler und lokaler Ebene, wo man die deutsche Solidarität nach den Attentaten von Paris und Nizza besonders stark spüren konnte, wurde reagiert. Zahlreiche Abgeordnete, Bürgermeister und andere Würdenträger sagten es ebenso deutlich: „Ich bin ein Berliner“.

Dass verschiedentlich Kommentare geistig minderbemittelter Internetnutzer auftauchten, die sich auch ansonsten durch primitiv-deutschfeindliche Kommentare hervortun, damit musste man rechnen – solche Vollidioten gab es auch nach den Anschlägen von Paris, Brüssel und Nizza und man sollte sie nicht weiter beachten. Generell aber rollt eine Welle der Solidarität in Richtung Berlin und die meisten Menschen verstehen, was die geographische Ausbreitung des Terrorismus bedeutet – nämlich dass ganz Europa im Fadenkreuz des Terrorismus steht und dass wir dringend europäische Lösungen brauchen, die über die üblichen Lippenbekenntnisse hinausgehen.

Dass die Solidarität in diesen schweren Stunden keine Grenzen kennt, ist positiv – doch muss das gemeinsame Entsetzen auch zu gemeinsamem Handeln führen. Angesichts der zahlreichen Bedrohungen ist es wirklich an der Zeit, dass Europa enger zusammenrückt, statt sich weiter unter dem Druck der Neonationalisten in die Nationalstaaten zurückzuziehen. Die Lösung kann nicht sein, sich auf den Weg zurück ins Mittelalter zu machen, die Lösung kann nur sein, gemeinsam an wirksamen europäischen Strukturen zu arbeiten. Ob Paris, Brüssel, Nizza und Berlin ausreichen, damit sich wirklich etwas in Richtung eines „neuen Europas“ bewegt?

So oder so, als erstes gilt es in diesen Stunden, den europäischen Partnern und vor allem den Franzosen für ihre große Solidarität zu danken. Und wer meint, in so einer Situation sein nationalistisches Süppchen kochen zu müssen, der sollte sich schämen. Und zwar gewaltig.

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