Frankreich: Keine Maskenpflicht mehr

Das hat die französische Regierung ja super hinbekommen – rechtzeitig zur heißen Phase des Wahlkampfs für die Parlamentswahlen erklärt sie sich zum „Bezwinger der Pandemie“…

Ab Montag müssen in Frankreich keine Masken mehr getragen werden... Foto: Metropolitan Transportation Authority of the State of New York / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Ab Montag, den 16. Mai, muss in Frankreich (fast) nirgends mehr eine Gesichtsmaske getragen werden, was man besonders in den öffentlichen Verkehrsmitteln bemerken wird. Bei einer Inzidenz von rund 380 kann man zwar keineswegs behaupten, dass die Pandemie vorbei sei, aber im Wahlkampf ist es natürlich toll, wenn man sich als „Bezwinger der Naturgewalten“ präsentieren kann. Doch während man nun den Menschen ermöglicht, sich wieder dort anzustecken, wo es zu den größten Menschenansammlungen kommt, werden ein paar weitere Maßnahmen aufrechterhalten. Denn selbst die Regierung weiß, dass die Pandemie eben doch nicht ganz so vorbei ist, wie man das gerne darstellen möchte.

In Krankenhäusern und Altenheimen muss allerdings weiterhin eine Maske getragen werden und dazu müssen Besucher dort weiterhin den „Sanitärpass“ vorzeigen, von dem die meisten geglaubt hatten, dass es ihn gar nicht mehr gibt. Ebenso unterstrich Gesundheitsminister Olivier Véran, dass keinesfalls geplant sei, nicht geimpfte Pflegekräfte wieder einzustellen, obwohl in Frankreichs Krankenhäusern ein dramatischer Personalmangel herrscht. Da wird es immer schwieriger, die Maßnahmen zu verstehen. Pandemie vorbei oder nicht? Pandemie gefährlich oder nicht? Die Antwort ist einfach: Die Pandemie ist nicht vorbei.

Doch so kurz vor den Wahlen braucht die schwer angeschlagene Regierungspartei „Renaissance“, die bis vor wenigen Tagen noch „La République en Marche“ hieß, dringend Erfolgsnachrichten, um die maue Bilanz der letzten fünf Regierungsjahre zu verschönern. Dass man nun, kurz vor den Sommerferien, die Menschen wieder barrierefrei aufeinander los lässt, verspricht so einiges für den Herbst. Verschiedene Varianten werden sich wieder mischen, es wird neue Varianten geben und wie diese beschaffen sein werden, steht in den Sternen. Künftige Varianten können harmloser sein, sie können aber auch deutlich gefährlicher sein.

Dass die Situation nun offiziell so im Griff ist, dass man den Menschen faktisch rät, keinerlei Vorsichtsmaßnahmen anzuwenden, ist gelinde gesagt seltsam. Offenbar geht es momentan nur darum, die Parlamentswahlen im Juni zu gewinnen und „Renaissance“ hat ein einziges Ziel: den 19. Juni. Danach könnte man im Fall eines Wahlsiegs wieder die Daumenschrauben anziehen und sämtliche Restriktionen erneut auflegen, denn dann wäre ja das „Durchregieren“ für die nächsten fünf Jahre gewährleistet.

Doch gleichzeitig haben wir noch Millionen Impfdosen auf Lager, die nun dringend unters Volk gebracht werden müssen, auch, wenn nach offizieller Lesart die Pandemie praktisch vorüber ist. Doch die Impfdosen sind bezahlt und nach den Sommerferien darf man davon ausgehen, dass auch die vierte, für manche auch die fünfte Dosis obligatorisch sein wird.

So bleibt denn nicht viel anderes, als sich weiterhin selbst zu schützen und nicht in die Falle der Unvorsichtigkeit zu stolpern, die gerade von der Regierung gestellt wurde. Nein, die Pandemie ist nicht vorbei und unabhängig von den Wahlkampf-Manövern der Regierungspartei ist es dringend angeraten, dass sich besonders anfällige Menschen oder solche mit Vorerkrankungen weiterhin schützen. Verbieten kann die Regierung das Tragen von Masken nicht, verbieten kann die Regierung eine regelmäßige Hygiene nicht und auch das Halten von Abständen kann nicht verboten werden. Angesichts der weiterhin mehr als fragwürdigen Kommunikation der Regierung ist es allerdings auch nicht verboten, sich die Frage zu stellen, ob man dieser Regierung auch für die nächsten fünf Jahre die Mehrheit im Parlament zuschustern möchte…

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