Frankreich kurz vor der Massen-Depression…
Am Montag ist die „Rentrée“ in Frankreich, ein schwieriger Moment, denn alle schönen Momente des Sommers weichen schlagartig den aktuell bitteren Realitäten.
(KL) – Die „Rentrée“ ist ein Moment, den die Franzosen fürchten und der jedes Jahr so sicher kommt wie das Amen in der Kirche. Der Begriff ist eine Verkürzung von „Rentrée des classes“, was nichts anderes bedeutet als „Beginn des neuen Schuljahrs“. Doch anders als in anderen Ländern ist das eben nicht nur der Moment, in dem die Kinder wieder in die Schule müssen, sondern die „Rentrée“ betrifft alle Altersklassen. Der Sommer ist dann vorbei und innerhalb von Stunden und Tagen holen die Realitäten die Franzosen ein. Und die sind dieses Jahr noch weniger erfreulich als in anderen Jahren.
Die „Rentrée“, das ist der Moment, in dem man merkt, dass man sein Urlaubsbudget hemmungslos überzogen hat, in dem man jede Menge Dinge für den Nachwuchs und das neue Schuljahr bezahlen muss, in dem die Arbeit wieder losgeht, nachdem das Land sechs Wochen lang auf „abwesend“ geschaltet hatte und als ob das alles nicht reichen würde, stellen die Franzosen fest, dass sie immer noch keine neue Regierung haben, dass die Wahlen vor den Sommerferien fast überflüssig waren, weil der Präsident nichts auf Wahlergebnisse gibt, sondern tut und lässt, was ihm gefällt und dass sich die Weltlage den Sommer über noch weiter verschlechtert hat. Das ist ziemlich viel auf einmal.
Dazu sind alle, gelinde gesagt, schlecht drauf. Denn an die Sommerferien kann man sich gewöhnen und der Wiedereinstieg in die Tretmühle fällt allen schwer. So sollte man im September möglichst darauf verzichten, seine französischen Kollegen oder Geschäftspartner mit wichtigen Dingen zu behelligen, denn die Antworten könnten genervter ausfallen als sonst…
So richtig verdaut haben die Franzosen die „Rentrée“ irgendwann im Oktober und glücklicherweise beginnen dann auch schon die Vorbereitungen für die Feste am Jahresende, es gibt noch einmal Herbstferien und insgesamt wird das Leben erträglicher. Aber die kommenden Tage werden ein harter Brocken für die Franzosen, wobei auch das olympische „Brot und Spiele“-Kontingent aufgebraucht ist und niemanden in Frankreich mehr ruhigstellen wird.
Am Montag ist also die „Rentrée“ und die ersten großen Demonstrationen sind bereits für den 7. September angekündigt. Was dann folgt, dürfte ein sehr heißer Herbst werden…
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