Frankreich – noch drei Monate bis zur Wahl

In drei Monaten wählen die Französinnen und Franzosen ihren Präsidenten oder ihre Präsidentin. Was sagen die aktuellen Umfragen, die wie immer mit Vorsicht zu genießen sind?

Immer wieder die gleichen Kandidaten - aber immerhin kann man die Wahzettel von 2017 recyceln... Foto: Xavier Buaillon / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Der Wahlkampf für das höchste französische Staatsamt läuft auf vollen Touren, in drei Monaten findet der erste Wahlgang statt. Und bewegt sich das Niveau dieses Wahlkampfes auf der Ebene einer Prügelei zwischen Kleinkindern im Sandkasten. Dementsprechend sind die aktuellen Umfragen, wie immer, mit Vorsicht zu genießen. Allerdings lassen sich aus diesen Umfragen zumindest Trends ablesen.

Für den ersten Wahlgang sehen die Umfragen folgende Ergebnisse vor, wobei die Fehlermargen sehr hoch sind. Präsident Macron, der offenbar keinerlei Lust verspürt, sich vor diesem ersten Wahlgang Debatten mit seinen Wettbewerbern zu stellen (und da ist es wieder, dieses arrogante Verhalten des „Sonnenkönigs“, der davon auszugehen scheint, dass er dieses Amt von Gottes Gnaden innehat und daher auch behalten wird…), käme momentan auf 25 % der Stimmen. Seine Partei, „La République en Marche“, jubelt bereits. Dass diese Zahl auch besagt, dass drei Viertel der Franzosen von diesem Mann genug haben, das fällt unter den Tisch…

Hinter Macron ist das Gedrängel groß. Drei ultrakonservative und rechtsextreme Kandidatinnen und Kandidaten kämpfen um den zweiten Platz in der Stichwahl und haben momentan ähnlich gute (bzw. schlechte Karten): Das rechtsextreme Urgestein Marine Le Pen (16,5 %), die Konservative Valérie Pécrésse, die vor allem versucht, durch stramme Aussagen Wähler vom rechtsextremen Rand zu gewinnen und der Publizist Eric Zemmour (12,5 %), der vor allem durch rassistische, ultranationalistische und frauenfeindliche Provokationen auffällt. Die Chancen, dass eine(r) dieser drei in die Stichwahl gegen den Amtsinhaber kommt, stehen hoch. Allerdings müssen vor allem die Rechtsextremen um die 500 Patenschaften kämpfen, damit sie überhaupt zur Wahl zugelassen werden.

Noch weiter dahinter geben die „linken“ Kandidatinnen und Kandidaten ein geradezu jämmerliches Bild ab. Der linksextreme Jean-Luc Mélenchon käme momentan auf 9,5 % der Stimmen, die Last-Minute-Kandidatin und Sozialistin Christiane Taubira, die eigentlich angetreten war, die Linke zu einen, diese aber faktisch noch weiter zersplittert hat, liegt bei 6 %, der anfangs höher gehandelte Grüne Yannick Jadot ist auf magere 4,5 % abgerutscht, der Kommunist Fabien Roussel käme auf 2,5 % und die ebenfalls sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo steht bei 2 %. Die Implosion der französischen Linken hat dramatische Dimensionen angenommen, während gleichzeitig das rechtsextreme und nationalistische Wählerpotential immer weiter wächst. Einmal mehr verpassen die französischen Linken ihr Rendezvous mit der Geschichte, indem sie ideen- und tatenlos zusehen, wie sich Frankreich immer weiter in Richtung rechtsaußen bewegt.

Während noch praktisch alles bei dieser Wahl möglich ist, so steht bereits heute eines fest: Der oder die nächste Präsident in Frankreich wird von mindestens drei Vierteln der Wählerschaft abgelehnt. Bekommen werden ihn die Franzosen trotzdem.

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